Das Näschen eines "Spiegel"-Journalisten im Dezember 1998 war hervorragend: "Kultverdächtig wie ,Dinner for One‘ und wunderbar böse! Dieser Film sollte alle Jahre wieder auf den Gabentisch kommen", schrieb das deutsche Nachrichtenmagazin anlässlich der Premiere von "Single Bells" in der ARD. Im ORF sahen die Erstausstrahlung von Xaver Schwarzenbergers Komödie am 20. Dezember 1997 rund 1,1 Millionen Zusehern und hierzulande ist die Empfehlung des "Spiegels" tatsächlich gelebte Praxis: Elfmal lief "Single Bells" in den letzten 19 Jahren und auch am Donnerstagabend wieder – um 21.55 Uhr in ORF eins.

Für Hunderttausende Österreicher gehört der Film zum Fixprogramm der Vorweihnachtszeit – egal, wie oft man ihn schon gesehen hat. Über die zehnte Wiederholung im Vorjahr amüsierten sich noch immer 300.000. Dass just „Single Bells“ zum Kult wurde, ist angesichts der vielen schwarzhumorigen Seelen in Österreich nicht verwunderlich. Denn die vorweihnachtliche Idylle bleibt im Hause Moor 90 Minuten Wunschdenken, "Single Bells" ist eine einzige Aneinanderreihung von authentischen wie überzogenen innerfamiliären Katastrophen kurz vor dem Heiligen Abend. Und gut besetzte Tragikomik hat hierzulande meistens funktioniert. „Indien“ und „Hinterholz 8“ sind nur zwei Beispiele.

Sehen Sie hier eine kurze Szene:

Selbst Martina Gedeck, im Film Kati, die Schwägerin von Johannes Moor (Erwin Steinhauer), hat sich den Spaß schon mehrfach angesehen: "Dieser Film ist ein ungeheurer Geniestreich, weil so zeitlos. Jeder Mensch hat das schon erlebt: Man wünscht sich, dass Weihnachten besonders schön sein soll, und dann geht etwas schief. Genau das findet im Film statt, auf unglaublich witzige Weise", erzählt 55-Jährige. Für die Münchnerin war es damals eine der ersten Dreharbeiten in Österreich: "Und dann noch mit so tollen Partnern wie Mona Seefried, Inge Konradi, Johanna von Koczian und Erwin Steinhauer sowie mit einem Regisseur wie Xaver Schwarzenberger war das ein reines Vergnügen.“

Keine Idylle bei Familie Moor
Keine Idylle bei Familie Moor © ORF

Martina Gedeck, ab morgen in der Romanverfilmung "Gleißendes Glück" in unseren Kinos, erinnert sich auch an die verzweifelte Suche nach Schnee während des Drehs 1997: "Zunächst sind wir in die Umgebung von Wien irgendwo aufs Land gefahren, wo vorher Schnee war. Als wir hinkamen, war jedoch keiner da. Dann hieß es: Auf nach Mariazell, dort liegt Schnee. Als wir ankamen, war die Situation wie vorher in Niederösterreich. Da beschloss ich, die ich sonst keine Beterin bin, in die Kirchenkapelle zu gehen und für Schnee zu beten. Am nächsten Tag fiel er, dicht und reichlich ..."

Martina Gedeck mit Gregor Bloéb 1997
Martina Gedeck mit Gregor Bloéb 1997 © ORF