Steuerreform und Flüchtlinge werden Österreichs Wirtschaftswachstum 2016 und 2017 beschleunigen. Wifo und IHS rechnen für die beiden Jahre mit je 1,6 bis 1,7 Prozent realem BIP-Anstieg, nach heuer 0,8 Prozent. Damit würde Österreich nach zwei Jahren Pause wieder so schnell expandieren wie die Eurozone. Wermutstropfen: Die Arbeitslosigkeit steigt weiter bis auf rund 10 Prozent 2017.

Weil das Arbeitsvolumen nicht im selben Ausmaß wie das BIP wächst und das Angebot an Arbeitskräften stärker zulegen wird als der Beschäftigungsaufbau, dürfte sich laut Wifo die Arbeitslosenquote von heuer 9,1 auf 9,7 Prozent nächstes Jahr erhöhen und dann 2017 auf 10,2 Prozent klettern. Das IHS ist etwas optimistischer und rechnet mit 9,5 und 9,8 Prozent.

Flüchtlinge als kräftiger Impuls

Insgesamt ist die konjunkturelle "Grunddynamik" derzeit noch schwach, konstatieren die Experten in ihrer neuen vierteljährlichen Prognose von Donnerstag. Doch wird der private Konsum 2016 durch die Steuerreform unterstützt - laut Wifo soll sich allein das mit plus 0,4 Prozent positiv aufs BIP durchschlagen. Und "ein ebenso kräftiger Impuls kommt von der Flüchtlingsmigration", wie das Wirtschaftsforschungsinstitut erklärt.

Bei den Flüchtlingen geht es um Ausgaben für die Betreuung und Grundversorgung von Asylsuchenden sowie für höhere Ausgaben für die bedarfsorientierte Mindestsicherung. "Da Asylsuchende während der Verfahrensdauer zunächst in der Grundversorgung betreut werden und nach Zuerkennung des Status als Asyl- oder subsidiär Schutzberechtigte Anspruch auf die Mindestsicherung haben, dürften 2016 und 2017 der private und der öffentliche Konsum deutlich ausgeweitet werden", laut Wifo real um je 1,7 Prozent.

Mehr private Konsumausgaben

Das IHS erwartet für 2016 eine Beschleunigung der privaten Konsumausgaben von heuer 0,4 auf 1,5 Prozent, für 2017 dann 1,3 Prozent Zuwachs. Die Steuerreform sollte über höhere verfügbare Einkommen den Privatkonsum antreiben, "und auch von den defizitfinanzierten Ausgaben für die Asylwerber gehen zusätzliche Nachfrageimpulse aus".

Auch das außenwirtschaftliche Umfeld sollte sich 2016 bessern und im Inland die Ausrüstungsinvestitionen anziehen, glauben die Experten. Der Bausektor werde freilich weiter zurückbleiben - doch die heimischen Exporte sollten sich verbessern. Das Wifo rechnet mit einer Beschleunigung des Wachstums der Warenausfuhren von 2,5 auf 4,0 Prozent im kommenden Jahr und danach auf 4,4 Prozent. Die Warenimporte sollen nach heuer 3,2 Prozent real um 3,5 und 4,2 Prozent zulegen.