Die Wirtschaft im Euroraum wächst derzeit so stark wie seit fast vier Jahren nicht mehr. "Der Aufschwung der Eurozone hat im März deutlich an Fahrt gewonnen", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson am Dienstag zur Umfrage seines Instituts unter rund 4000 Industriebetrieben und Dienstleistern.

Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft stieg um 0,8 auf 54,1 Punkte und erreichte den höchsten Stand seit Mai 2011.

Wegen höherer Ausgaben für Löhne und Gehälter sowie gestiegener Importkosten infolge des niedrigen Euro hätten sich auch die Gefahren eines Preisverfalls auf breiter Front - Ökonomen sprechen hier von einer "Deflation" - verringert. Die Umfrage-Daten signalisierten, dass die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) "just dann in Kraft getreten ist, als der Wirtschaftsaufschwung bereits an Fahrt gewonnen hat", sagte Markit-Fachmann Williamson. "Damit dürften die Weichen auch für den weiteren Jahresverlauf auf Wachstum gestellt sein." Dies dürfte die Unternehmen ermutigen, weiter zu investieren und neues Personal einzustellen.

Im Service-Sektor liefen die Geschäfte etwas besser als in der Industrie. Der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister stieg um 0,6 auf 54,3 Zähler, während das Barometer für die Industrie um 0,9 auf 51,9 Punkte kletterte. Beide Ergebnisse lagen über den Erwartungen von Analysten.

Lichtblicke aus Frankreich

Frankreichs Privatwirtschaft bleibt unterdessen auf Wachstumskurs. Der vom Markit-Institut erhobene Einkaufsmanagerindex lag im März vorläufigen Daten zufolge bei 51,7 Zählern. Er war damit erst das zweite Mal seit April 2014 über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Allerdings tendierte das Barometer damit leicht unter dem Wert von 52,2 Zählern vom Vormonat.

Vor allem der Dienstleistungssektor legte der am Dienstag veröffentlichten Umfrage zufolge wie erwartet zu. Die Industrie verlangsamte ihren Schrumpfkurs.

Die Schwäche Frankreichs habe die Erholung in der Eurozone bisher aufgehalten, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Dass die zweitgrößte Wirtschaft in der Eurozone nun die beste Entwicklung seit Mitte 2011 erlebe, gebe Hoffnung auf eine stabile Erholung im Euroraum.

Auftragsanstieg in Deutschland

Auch die deutsche Wirtschaft hat im März einen Zahn zugelegt. Produktion und Aufträge stiegen so stark wie seit dem vorigen Sommer nicht mehr, wie das Markit-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage unter rund 800 Industriebetrieben und Dienstleistern mitteilte. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft kletterte um 1,5 auf 55,3 Punkte und erreichte den höchsten Stand seit acht Monaten.

Das Barometer signalisiert mit Werten von über 50 Zählern Wachstum. "Allem Anschein nach ist die deutsche Wirtschaft wieder auf der Überholspur", sagte Markit-Ökonom Oliver Kolodseike.

Trotz des billigeren Öls stiegen die Einkaufspreise erstmals seit letztem November wieder, und zwar mit der höchsten Rate seit acht Monaten. "Dies war in erster Linie auf den schwachen Euro, der die Einfuhren verteuert, und die höheren Lohnkosten zurückzuführen", fügte der Experte hinzu. Die befragten Firmen hätten die Entwicklung teilweise auch mit dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro begründet, der seit Jahresanfang gilt.