Die mittelfristigen Aussichten für den österreichischen Arbeitsmarkt sind mäßig. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Arbeitslosigkeit nach oben gehen und 2016 dann geringfügig fallen, schreibt die OECD in ihrem aktuellen Beschäftigungsausblick. In vielen OECD-Ländern haben sich demnach die Verhältnisse am Arbeitsmarkt verbessert, der Aufschwung verläuft aber langsam und ungleichmäßig.

Selbst Ende 2016 werde es im OECD-Raum nicht gelingen, die Joblücke zu schließen, den die jüngste Wirtschaftskrise gerissen hat, heißt es. Prognosen zufolge werde die Arbeitslosigkeit nur allmählich abnehmen und Ende des kommenden Jahres bei 6,6 Prozent liegen.

Erste Zeichen auf Aufschwung

Die steigenden Arbeitslosenquoten in Österreich von Mitte 2011 bis Ende 2014 waren laut OECD vor allem auf eine gesunkenen Binnennachfrage zurückzuführen. Inzwischen habe es erste Anzeichen für einen Aufschwung gegeben, die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen sei im ersten Quartal leicht zurückgegangen. Die Fortschritte seien allerdings im Rest der OECD vielerorts größer als in Österreich.

Zum Thema Mindestlohn meint die OECD, dass Österreich eines der wenigen Länder ist, in denen keine gesetzlicher Mindestlohn gilt. Die von den Sozialpartnern 2009 vereinbarte Lohnuntergrenze von 1.000 Euro sei seither nicht angepasst worden und im Vergleich zum Medianverdienst sehr niedrig, nur ein verschwindet geringer Anteil von Arbeitnehmern würde davon profitieren.

Auch Österreich werde zudem nicht umhin kommen, über das Thema "Risiko trotz Arbeit" und die geringe Verhandlungsmacht von Sozialpartnern bei der Festlegung von Lohnuntergrenzen zu diskutieren, so die OECD-Experten. Die jüngste Steuerreform habe zwar dafür gesorgt, dass sich die Nettolöhne erhöht haben, Steuern und Abgaben seien aber hoch geblieben - auch für Geringverdiener.

Aktivierungsmaßnahmen

Die OECD schlägt vor, mit gezielten Aktivierungsmaßnahmen Arbeitssuchende und auch solche, die die Suche schon aufgegeben haben, wieder in "Lohn und Brot" zu bringen. Dazu seien starke Institutionen und eine überzeugende Arbeitsmarktpolitik der Schlüssel. So sollte das Budget für das Arbeitsmarktservice (AMS) erhöht werden, um mehr Jobsuchende effektiv unterstützen zu können und Beschäftigungsmobilität zu ermöglichen und zu forcieren.

Mit fast 0,8 Prozent des BIP seien die heimischen Ausgaben für aktive Arbeitsmarktprogramme im internationalen Vergleich relativ hoch. Im OECD-Durchschnitt liegen sie knapp unter 0,6 Prozent.

Besonders hoch ist in Österreich laut OECD die Einkommensungleichheit. Dies lasse sich durch chronische Arbeitslosigkeit, niedriges Kompetenzniveau einiger Bevölkerungsgruppen und das generell niedrige Arbeitslosengeld erklären. Um Einkommensungleichheiten zu bekämpfen, müssten individuelle Kompetenzen und die Mobilität von Beschäftigten hin zu wachsenden Wirtschaftssektoren und Firmen gestärkt werden.

(Grafik 0798-15, Format 88 x 100 mm)