Hoher Besuch für Österreichs Leichtathletik-Verband (ÖLV) und seinen Präsidenten Ralph Vallon – Am Montag waren Sebastian Coe, der Präsident des Weltverbandes (IAAF), und Svein-Arne Hansen, der Präsident des Europaverbandes (EA), zu Gast in Wien. Der "Präsidenten-Gipfel" im Haus des Sports stand ganz im Zeichen des globalen Kampfes der Leichtathletik um ein sauberes Image und der ÖLV-Zukunftsplanungen mit Kira Grünberg.

Coe: "Die Menschen müssen wieder Vertrauen in die Leichtathletik haben"

"Wir befinden uns auf einer Reise. Und am Ende dieser Reise soll stehen, dass die Menschen wieder Vertrauen in die Leichtathletik und in die Athleten haben. Auf dieses Vertrauen haben wir kein Recht, wir müssen es uns hart erarbeiten", erklärte Coe im Rahmen seines Österreich-Besuchs.

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Neben dem Antidoping-Kampf und Maßnahmen gegen Wettbetrug will Coe auch dafür sorgen, dass die Leichtathletik mehr zu einer Ganzjahressportart wird. "Von September bis März haben wir sehr wenig mediale Aufmerksamkeit, das wollen wir ändern", sagte Coe, der eine eigene Task-Force-Gruppe zur Kalendergestaltung installierte.

Auf die Frage, wann Russland wieder normaler Teil der Leichtathletik-Familie sein wird, antwortete Coe: "Ich weiß es nicht. Dann, wenn die Task Force der Meinung ist, dass die Kriterien erfüllt sind." Ein EM-Antreten der Russen in Amsterdam ist somit ebenfalls weiter offen.

Die Unterstützung aller Kontinente ist Coe und Hansen erst in der vergangenen Woche noch einmal klar ausgesprochen worden. Das gilt natürlich auch für ÖLV-Boss Vallon: "Coe und Hansen sind Leute, die in der Leichtathletik schon viel bewegt haben und noch viel bewegen werden. Sie haben unser vollstes Vertrauen." Europa-Präsident Hansen sieht das Glas in der Leichtathletik nicht halb leer, sondern halb voll: "Unser Sport ist nicht tot, ich erlebe volle Stadien und mehr Nachwuchs-Athletinnen und –Athleten denn je."

Kira Grünberg als Vorbild und Trainerin für den ÖLV

Eine bedeutende Rolle in Österreichs Leichtathletik wird auch in Zukunft Kira Grünberg einnehmen. "Wir wollen mit Kira langfristig planen. Sie ist mir ihrer unglaublich positiven, kämpferischen Einstellung ein Vorbild für alle Athleten", sagte Vallon. Schritt für Schritt soll die Zusammenarbeit mit Grünberg – in Abstimmung mit ihren Ärzten – intensiviert werden, so könnte sie u.a. auch als Trainerin für den Verband arbeiten.

Für Vallon stehen 2016 nicht nur die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro, sondern auch die Europameisterschaften in Amsterdam (6. bis 10. Juli) im Fokus. Denn dort geht es darum, mit so vielen Top-Acht-Platzierungen wie möglich wichtige Gelder aus dem Bundessportförderungsfond zu lukrieren.

Vallon: "Neuer Drive" in Österreichs Leichtathletik

Mit Trainern wie Philipp Unfried und Gregor Högler habe man laut Vallon "einen neuen Drive" in den ÖLV gebraucht. "Wir sind da, um zu gewinnen. Wir sind nicht da, um nur dabei zu sein. Mehr machen und erfolgreicher sein, das ist das Gebot der Stunde", meinte Vallon über die neue Mentalität. Medaillen wie jene von Sarah Lagger (U18-WM-Silber 2015) seien ein klares Zeichen für den Aufwärtstrend in der heimischen Leichtathletik.

Die Infrastruktur-Baustelle in Österreichs Leichtathletik ist allerdings natürlich nach wie vor aktuell. Vallon: "Ich werde nicht müde, zu erwähnen: In Schweden existieren 44 Trainingshallen. Wir brauchen Hallen und ernsthafte Trainingsmöglichkeiten, primär einmal in Wien, Linz und Graz."