Es passiert nicht oft, dass Nico Rosberg, wohlerzogen, kontrolliert und vielsprachig, sich über beide Ohren grinsend einer äußerst deftigen Ausdrucksweise bedient. Nach seinem Sieg in Brasilien und dem endgültigen Gewinn des Vize-Weltmeistertitels tat er es. Lewis Hamilton hatte während des Rennens ja ein paar wilde Attacken gestartet, dabei auch geschimpft, er könne schneller fahren, und über Funk um eine andere Strategie gebeten.

Rosberg konnte sich darüber nur amüsieren: „Ich habe doch nur kurz Druck bekommen, weil er es völlig übertrieben und seine Reifen viel zu sehr strapaziert hat. Er ist dann ja auch so was von abgekackt direkt danach...“ Klar, dass der Deutsche jetzt auch psychologisch Druck machen, sein derzeitiges „Hoch“ ausnutzen will, vor allem schon mit Blick auf 2016.

2016 früher Gas geben

Denn die Bemerkung, die Ex-GP-Pilot Martin Brundle beim Siegerinterview auf dem Podium machte, steht ja weiter im Raum: „Du musst früher in der Saison so fahren, dann könntest du auch um den WM-Titel kämpfen.“ Das ist es ja, was sich tatsächlich viele in der Formel 1 fragen: Warum geht es erst jetzt, warum nicht von Anfang an so? Vom „Verlierer“, der in den ersten beiden Saisondritteln kaum einmal eine Chance gegen den immer souveräner auftretenden Hamilton hatte, jetzt plötzlich zum mindestens ebenbürtigen, wenn nicht sogar stärkeren Rivalen? Was ist da passiert?

Seine Erklärung: „Ich habe hart daran gearbeitet, zu verstehen, warum ich dieses Jahr von Anfang an vor allem im Qualifying immer wieder ins Hintertreffen geriet – was mich dann ja auch für die Rennen von Anfang an in eine schlechtere Position gebracht hat. Und daraus habe ich meine Konsequenzen gezogen. Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt ernte ich eben die Früchte dieser Arbeit.“

Wichtiger als der Vize-WM-Titel sind für Rosberg deshalb jetzt auch die beiden Siege in Folge – und vor allem die Art, wie sie zustande kamen: Nach zwei souveränen, fehlerfreien Wochenenden, an denen er jeweils eine perfekte Leistung ablieferte: Pole Position, am Start vorne geblieben – und dann seinen Teamkollegen kontrolliert.