Rapid Wien will am Mittwochabend (20.45 Uhr/live ORF eins) im Heimspiel gegen Schachtar Donezk den Grundstein zur dritten Teilnahme an der Gruppenphase der Fußball-Champions-League legen. "Wir sind krasser Außenseiter und haben wieder alles zu gewinnen, denn Schachtar Donezk muss in die Champions League kommen", meinte Rapid-Trainer Zoran Barisic am Tag vor dem Match zur klaren Rollenverteilung.

Sein Team könnte Geschichte schreiben, ist es doch bisher abseits des sogenannten Meisterweges noch keinem Team außerhalb der Top-Ten-Nationen gelungen, die finanziell lukrative Gruppenphase der Königsklasse zu erreichen, die nun mindestens 14 Millionen Euro einbringt. "Wir wollen das unbedingt schaffen und werden alles dafür geben, damit wir mit einem guten Resultat ins Rückspiel gehen. Jeder meiner Spieler wird sich zerreißen", versprach Barisic.

Volles Haus

Auf Rapid wartet im wohl ausverkauften Happel-Stadion - bis Dienstagmittag waren bereits 44.000 der insgesamt 47.500 verfügbaren Ticktes weg - allerdings eine Monsteraufgabe. "Sie haben keine Schwächen. Sie sind hinten sehr stabil und gut organisiert, und vorne sind sie gespickt mit individueller Stärke. Die Schwächen muss man also schon mit der Lupe suchen", erklärte der Rapid-Coach zum scheinbar übermächtigen Gegner, gegen den trotzdem der nächste "große Schritt" gemacht werden soll, "um das Unmögliche zu schaffen".

Für seine Mannschaft spreche neben der zuletzt oft bei Aufholjagden wie etwa beim 2:2 gegen Ajax Amsterdam gezeigten Moral und dem Selbstbewusstsein aufgrund der Serie von 17 ungeschlagenen Pflichtspielen vor allem eine Tatsache: "Wir können alles gewinnen. Wir können deshalb befreit aufspielen, denn wir haben unser großes Ziel Gruppenphase bereits erreicht." Die Verlierer der Champions-League-Play-off-Partien wechseln bekanntlich in die Gruppenphase der Europa League.

Nicht nach Wunsch

Diese würde hingegen für Schachtar einen herben Rückschlag bedeuten. Denn im Gegensatz zu Österreichs Rekordmeister, der bisher nur in den Saisonen 1996/97 und 2005/06 den Sprung in die Eliteliga geschafft hat, ist die ukrainische Spitzenmannschaft seit der Viertelfinale-Teilnahme 2010/11 ein Champions-League-Dauergast.

In der Meisterschaft lief es zuletzt allerdings mit einem 2:2-Remis bei Worskla und einer 0:2-Heimniederlage am vergangenen Freitag gegen Europa-League-Finalist Dnipro Dnipropetrowsk nicht nach Wunsch für den neunfachen ukrainischen Meister (zuletzt 2014) und Cupsieger (zuletzt 2013). Doch das lag in erster Linie daran, dass seine Spieler gedanklich schon beim Rapid-Match waren, erklärte Schachtar-Trainer Mircea Lucescu.

Der 70-jährige Rumäne betreut den Club aus Donezk bereits seit 2004. Seither feierte Schachtar neben dem Gewinn des letzten UEFA-Cups im Jahr 2009 auch noch acht Meistertitel und fünf Cup-Triumphe in der Heimat. Lucescu ist deshalb felsenfest überzeugt, dass sein Team auch die Hürde Rapid nehmen wird. "Wenn wir so spielen wie gegen Fenerbahce, werden wir weiterkommen", betonte der Ex-Torjäger mit Verweis auf das torlose Auswärtsremis und den souveränen 3:0-Heimsieg über den türkischen Vizemeister in der Champions-League-Qualifikation

"Unglaubliches Potenzial"

"Wie Schachtar gegen Fenerbahce gespielt hat, das war außergewöhnlich gut. Da hat man gesehen, welch unglaubliches Potenzial in dieser Mannschaft steckt", bekräftigte Barisic, der vor allem vor den vier Offensivspielern des ukrainischen Vizemeisters warnte. "Die haben alle eine sehr, sehr hohe Qualität, sind sehr unangenehm zu spielen und können individuell ein Spiel entscheiden. Deshalb ist Kompaktheit wichtig, um 1:1-Situationen auszuschließen."

Zwei Spieler dieses gepriesenen Offensiv-Quartetts verfügen bereits über Rapid-Erfahrung. Die Brasilianer Marlos und Taison spielten schon im Herbst 2012 in der Europa-League-Gruppenphase gegen die Hütteldorfer, damals allerdings noch mit Metalist Charkiw, und feierten einen verdienten 2:0-Heimsieg. Im Happel-Stadion durften dann aber die Rapidler einen 1:0-Erfolg bejubeln.

Von der damaligen Mannschaft werden am Mittwochabend nur noch Kapitän Steffen Hofmann, Innenverteidiger Mario Sonnleitner und Stürmer Deni Alar, der im Heimspiel das entscheidende Tor erzielt hatte, dabei sein. Linksverteidiger Thomas Schrammel (nach Kreuzbandriss noch rekonvaleszent) fehlt dagegen. Daneben muss Barisic noch auf Zentrumsspieler Stefan Schwab (gesperrt), Außenverteidiger Stefan Stangl (Muskelfaserriss) und Stürmer Tomi (Muskelverletzung) verzichten.