Nach den Terroranschlägen in Paris ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach dem 0:2 im Test gegen Frankreich, in dem die Explosionen vor dem Stadion zu hören waren, am frühen Samstagmorgen mit Polizeieskorte noch vom Stade de France aus direkt zum Flughafen gebracht worden und inzwischen wohlbehalten in Frankfurt gelandet. Die Spieler bekamen frei, über das geplante Testspiel gegen die Niederlande am Dienstag in Hannover soll noch entschieden werden. 

Zuvor waren gezielte Falschmeldungen platziert worden - wonach das Team schon um 2.15 aus dem Stadion gebracht worden war. Alles aus Sicherheitsgründen. "Das Wohlbefinden in der Stadt ist nach dem heutigen Tag nicht besonders groß", sagte Teammanager Oliver Bierhoff nach dem überschatteten Länderspiel gegen den EM-Gastgeber dem ARD.

Freizeit daheim statt Shopping

Eigentlich wollte die DFB-Delegation erst am Sonntag abfliegen und dann nach Hannover reisen.Nun ging es direkt nach Frankfurt, die Spieler bekamen frei. Geht es nach Reinhard Rauball, dem kommissionarischen Präsidenten des DFB, soll der Test am Dienstag aber stattfinden. Man wolle dem Terrorismus nicht weichen, sagte er.

"Sport im Hintergrund"

Bierhoff sprach nach der Partie von großer Betroffenheit. "Der Sport ist jetzt total im Hintergrund", sagte er nach dem 0:2. Der Freitag hatte für die deutschen Weltmeister um Kapitän Bastian Schweinsteiger bereits nach einer Bombendrohung gegen das Teamhotel mit einem "großen Schrecken" (Bierhoff) begonnen.

Die DFB-Delegation stand nach den Anschlägen "in enger Kooperation" mit den einheimischen Behörden, dem französischen Fußball-Verband und den deutschen Sicherheitskräften vor Ort, sagte der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große Lefert.

Die deutschen Spieler seien "alle angespannt", berichtete Große Lefert. Erste Reaktionen von Akteuren gab es in der Nacht über die sozialen Netzwerke. "Was ist das für eine kranke Welt", schrieb Weltmeister Toni Kroos, der von Bundestrainer Joachim Löw zur Schonung nicht für die letzten zwei Länderspiele des Jahres nominiert worden war. Lukas Podolski schrieb "prayforparis" ("Bete für Paris") neben einem Friedenszeichen, in das der Eiffelturm eingefügt war.

Während des Freundschaftsspiels waren in dem mit fast 80.000 Zuschauern gefüllten Endspielstadion für die Europameisterschaft 2016 drei Detonationen zu hören gewesen. Es gab dabei auch vier Tote, darunter nach Medienberichten auch Selbstmordattentäter.

"Erschüttert und schockiert"

"Es wird von Extremisten oder gewissen Personen die Möglichkeit gesucht, Aufmerksamkeit zu bekommen", sagte Bierhoff. Die Tore zur Arena waren während des Spiels zur Sicherheit vorübergehend geschlossen worden. "Wir sind alle erschüttert und schockiert", erklärte Bundestrainer Löw unmittelbar nach dem Spielende.

Eine Delegation um Bundestrainer Löw und Teammanager Bierhoff wird schon in vier Wochen wieder in Paris erwartet. Dann sollen in der französischen Hauptstadt die Vorrundengruppen für die EM vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 ausgelost werden.