Wie nah ist Trump der Kandidatur?

Mit seinen klaren Siegen in fünf Ostküstenstaaten hat der Rechtspopulist zuletzt seine Chancen nochmals deutlich erhöht. Für die Nominierung beim Parteitag der Republikaner im Juli braucht er 1.237 Delegiertenstimmen. Mindestens 991 hat er nach einer Schätzung des TV-Senders CNN beisammen, laut "New York Times" sind es sogar schon rund 1.030.

In den restlichen zehn Vorwahlen der Republikaner bis Juni sind noch 502 Delegierte zu vergeben. Trump braucht also wohl nicht einmal die Hälfte davon, um sich die absolute Mehrheit beim Parteitag zu sichern.

Was tun die Trump-Gegner, um ihn noch zu stoppen?

Der hektische Aktionismus der Trump-Rivalen zeigt, in welcher Not sie sind. Ted Cruz hat mit 568 Delegiertenstimmen keine Chance mehr, ihn in den Vorwahlen noch einzuholen - ganz zu schweigen von John Kasich mit seinen 154 Delegierten.

Was den beiden Trump-Rivalen als einzige Hoffnung bleibt, ist die kleine Chance, den Milliardär in den letzten Vorwahlen am Erreichen der absoluten Mehrheit zu hindern - dann käme es beim Parteitag im Juli wohl zu einer Kampfabstimmung.

Cruz und Kasich haben deshalb vereinbart, sich in mehreren Staaten gegenseitig das Feld überlassen. So verzichtet Kasich zugunsten von Cruz auf den Stimmenfang in Indiana.

Cruz hat außerdem die bereits ausgeschiedene Präsidentschaftsbewerberin Carly Fiorina als Vizepräsidentschaftskandidatin aus dem Hut gezaubert - eine sehr ungewöhnliche Aktion in dieser frühen Phase des Wahlkampfs, die wie der Griff nach dem letzten Strohhalm wirkt.

Wie wichtig ist Indiana?

Für Cruz hat diese Vorwahl schon fast den Charakter eines Endspiels. Der ultrakonservative Senator hat alle seine Karten auf den Staat im Mittleren Westen gesetzt: Sollte er dort verlieren, sänken seine Chancen auf die Kandidatur ganz tief in den Keller. Viele erwarten, dass er aufgeben wird.

Umgekehrt kann Trump der Wahl in Indiana recht gelassen entgegen sehen. Er braucht die dortigen 57 Delegiertenstimmen nicht unbedingt. In den danach verbleibenden neun Vorwahlen kann er mit guten - nicht einmal glänzenden - Ergebnissen die ihm fehlenden Delegierten holen. Die Umfragen sehen Trump in Indiana voran.

Wann fällt die Entscheidung über den Kandidaten der Republikaner?

Rein mathematisch kann Trump die Schwelle der 1.237 Delegierten nicht vor dem 7. Juni erreichen. In ihrer letzten Vorwahlrunde stimmen die Republikaner dann in fünf Staaten ab, darunter in Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten US-Staat.

Erreicht Trump die Schwelle letztlich doch nicht, steht den Republikanern beim Parteitag ein großes politisches Drama bevor. Eine Kampfabstimmung könnte sich über mehrere Runden hinziehen. Eine einfache Mehrheit reicht nämlich auch nach der ersten Runde nicht für die Nominierung aus.

Und warum geht bei den Demokraten der Vorwahlkampf noch weiter?

Clinton hat bereits mehr als 90 Prozent der benötigten Delegiertenstimmen geholt: 2.161 Delegierte hat die Ex-Außenministerin laut CNN hinter sich, die Schwelle liegt bei 2.383. Die restlichen Vorwahlen und ihre Kür beim Parteitag sind insofern nur noch reine Formsache.

Auch ihr Rivale Bernie Sanders hat seine Niederlage inzwischen offensichtlich akzeptiert, auch wenn er das so nicht sagt. Doch seine Ankündigung, mehrere hundert Wahlkampfmitarbeiter zu entlassen, spricht Bände.

Dennoch will der Senator, der mit seinen Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und Zähmung der Finanzmärkte viele junge Parteiaktivisten hinter sich vereint hat, seinen Wahlkampf bis zum Parteitag fortsetzen - um dort mit möglichst starkem Rückhalt für seine Positionen werben zu können.