Historischer Machtwechsel in Nigeria: Der oppositionelle Herausforderer Muhammadu Buhari hat die Präsidentschaftswahl in dem westafrikanischen Land gewonnen. Amtlichen Angaben vom Mittwoch früh zufolge erreichte er 2,57 Millionen Stimmen mehr als Amtsinhaber Goodluck Jonathan. Dieser hatte noch vor der Bekanntgabe des Endergebnisses seine Niederlage eingeräumt.

Den offiziellen Angaben zufolge gewann Buhari mit 53,95 Prozent der Stimmen, Jonathan erreichte 44,96 Prozent - der Rest verteilte sich auf die übrigen Kandidaten. Schon bevor Jonathan seine Niederlage offiziell eingestanden hatte, erhielt Buhari Glückwünsche aus Brüssel: Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini erklärte, sie begrüße den Wahlsieg Buharis als Kandidat der Partei APC "herzlich".

Tausende Menschen strömten in den Hochburgen Buharis auf die Straßen und feierten ihren neuen Staatschef. Jonathan erklärte bereits am späten Dienstagabend, er habe Buhari zum Sieg gratuliert. Er dankte seinem Volk für die "großartige Chance, das Land zu führen" und versicherte, bis zum offiziellen Ende seiner Amtszeit alles in seiner Macht Stehende für das Wohl der Nation zu tun. "Ich habe dem Land freie und faire Wahlen versprochen", fuhr Jonathan fort. "Ich habe mein Wort gehalten."

Gegen Gewalt

Der Christ Jonathan rief außerdem seine Landsleute dazu auf, etwaige Streitigkeiten über das Ergebnis der Wahlen vom Wochenende vor Gericht und nicht auf der Straße auszutragen. "Niemandes Streben ist das Blut eines Nigerianers wert", erklärte er. Bei den vorangegangenen Wahlen war es in Nigeria zu gewaltsamen Zusammenstößen mit rund tausend Toten gekommen.

Der Muslim Buhari, ein ehemaliger Putschgeneral, stand von 1983 bis 1985 schon einmal an der Spitze Nigerias, bevor er seinerseits gestürzt wurde. Mittlerweile bezeichnet er sich als "konvertierten Demokraten". Jonathan und Buhari stehen für die Spaltung des Landes in den christlich geprägten, ölreichen Süden und den muslimischen Norden.

So waren es auch vor allem die nördlichen Gebiete, in denen Buhari besonders deutlich siegte, allen voran der Staat Borno. Die Region leidet besonders unter dem blutigen Aufstand der Islamistengruppe Boko Haram. Jonathans Gegner hatten dem Staatschef immer wieder vorgeworfen, die Gewalt nicht in den Griff zu bekommen. Letztlich entschied der 72-jährige Buhari 21 der 36 Bundesstaaten für sich.

Gewaltige Aufgaben

Der neue Staatschef steht nun vor gewaltigen Aufgaben. Die Armut in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas ist weitverbreitet, außerdem geht Boko Haram in weiten Teilen des Landes brutal gegen Andersgläubige vor. Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte appellierte am Mittwoch an die Staatengemeinschaft, dem Wüten der Islamistengruppe ein Ende zu bereiten. Mehr als 15.000 Menschen seien von den Extremisten in Nigeria und benachbarten Ländern bereits umgebracht worden, erklärte Said Raad al-Hussein bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf. Mehr als eine Million Menschen seien durch Boko Haram in die Flucht getrieben, unzählige Kinder, Frauen und Männer entführt und viele als Kämpfer zwangsrekrutiert worden.