Durch den Zyklon "Pam" sind nach offiziellen Angaben im Inselstaat Vanuatu mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen. Diese Zahl bestätigte das UN-Nothilfebüro OCHA am Montag in New York, bezog sich dabei aber auch auf Informationen der Regierung von Vanuatu. Der Staat besteht aus mehr als 80 Inseln östlich von Australien und hat nur etwa 250.000 Einwohner.

Die Nothilfe für den von Zyklon "Pam" verwüsteten Pazifikstaat Vanuatu läuft auf Hochtouren. Mehrere Frachtmaschinen aus Australien und Neuseeland landeten am Montag auf dem beschädigten Flughafen der Hauptstadt Port Vila mit Trinkwasser, Plastikplanen und Nahrung. Einige Geschäfte seien bereits wieder geöffnet, wurde berichtet. Einige Stadtteile hätten wieder Trinkwasser, Strom gab es nicht.

Zu vielen Inseln noch keinen Kontakt

Das Schicksal von Zehntausenden Menschen war weiter ungewiss. Zu den meisten anderen Inseln des Staates bestand immer noch kein Kontakt. Viele sind nur in ein oder zwei Tagesreisen per Boot zu erreichen. Für viele Fracht- und Fährdienste gebe es nur kleine, 20 Meter lange Boote, sagte Schwartze.

"Diese Inseln sind teilweise sehr flach, sie hatten nur schlecht gebaute Hütten und keine Evakuierungszentren", sagte die Vorsitzende der Hilfsorganisation Oxfam Australien der australischen Nachrichtenagentur AAP. "Unsere Kollegen befürchten jede Menge Opfer." Auch benachbarte Inselstaaten wie die Salomoneninseln und Tuvalu meldeten Schäden.

Unterdessen hat ein Team der Hilfsorganisation Care am Montagnachmittag (Lokalzeit) die Insel Tanna im Süden von Vanuatu erreicht und von Zerstörungen durch den Zyklon "Pam" berichtet, die noch viel schlimmer sind als jene in der Hauptstadt Port Vila. Das sagte Tom Perry von Care International im Gespräch mit der APA.

Nach Schätzungen des Care-Mitarbeiters, der sich seit Sonntag in Port Vila aufhält, sind durch den katastrophalen Sturm in der Nacht auf Samstag 80 bis 90 Prozent der Gebäude der Stadt zerstört oder schwer beschädigt worden. Details zur Lage auf der Insel Tanna konnte Perry zunächst nicht schildern, da seinen Angaben zufolge die Kommunikation innerhalb des Landes weiterhin schwierig ist.

"Sehr kritische Situation"

In Port Vila funktionierte die Wasserversorgung am Montag lediglich im Stadtzentrum. Ebenfalls nur in Teilen der Stadt gab es Strom. Für die tausenden Obdachlosen wurde mit der Errichtung von Behelfsunterkünften begonnen. "Das ist eine sehr kritische Situation", sagte Perry mit Blick auf die Menschen, die ihre Bleibe verloren haben.

Die Einheimischen nahmen Aufräumungsarbeiten in Angriff. Zunächst mussten Straßen und Wegen von geknickten Bäumen und Blechdächern befreit werden, die der Zyklon von den Häusern gerissen hatte.

"Wir sind besorgt über die Situation auf den Inseln Erromango, Tanga, Aniwa und Futuna, die direkt vom Zyklon getroffen wurden. Dort hatten die Menschen wenig Schutz vor dem Sturm", wurde Charlie Damon von Care International zitiert. "Unsere Priorität ist nun, die entlegenen Inseln in der Provinz Tafea zu erreichen, wo Care bereits vor dem Sturm tätig war. Dort wollen wir die Menschen mit Wasser, Nahrung, Notunterkünften und Sanitäreinrichtungen versorgen", sagte sie.

Care bittet um Spenden für die Nothilfe in Vanuatu (IBAN: AT77 6000 0000 0123 6000). Mit 25 Euro können nach Angaben der Hilfsorganisation Trinkwasserreinigungs-Pakete an zwei Familien verteilt werden. 57 Euro reichen aus, um zwei Familien mit einem Hygiene-Paket zu versorgen.

Nach dem verheerenden Zyklon bat Präsident Baldwin Lonsdale die internationale Gemeinschaft dringend um Hilfe. Vanuatu brauche "sofort" humanitäre Hilfe, sagte Lonsdale am Montag am Rande einer UNO-Konferenz zur Katastrophenvorsorge im japanischen Sendai.

"Wir müssen alles wieder aufbauen"

Sein Land benötige aber auch langfristig Unterstützung, um die von dem Wirbelsturm zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. "Wir müssen alles wieder aufbauen", sagte Lonsdale. Der Politiker erklärte vor der Rückkehr in seine Heimat, seine Regierung habe in den vergangenen Jahren viel für die Entwicklung Vanuatus getan. "Dann kam dieser große Zyklon und hat alles einfach zerstört. Die ganze Infrastruktur, welche die Regierung aufgebaut hat, ist komplett zerstört."

"Pam" war in der Nacht auf Samstag über den Inselstaat nordöstlich von Australien gefegt. Er war einer der gewaltigsten Zyklone, die es in der Region bisher gegeben hat. In Port Vila wurden rund 90 Prozent der Häuser beschädigt.

Der Zyklon erreichte am Montag die Region von Neuseeland. Hundert Bewohner von East Cape wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Der Wetterdienst warnte vor Sturmfluten. Schäden wurden aber zunächst nicht gemeldet.

Nach Experten-Einschätzung könnte "Pam" eine Auswirkung des Klimawandels sein. "Die Rechenmodelle sagen alle voraus, dass die tropischen Wirbelstürme nicht häufiger werden, aber dass die Zahl der besonders starken Stürme steigt", sagte der Klimaforscher Mojib Latif vom Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung am Montag.

"Aber die Datenbasis reicht noch nicht aus, um sichere Aussagen treffen zu können." Dies werde erst in Jahrzehnten möglich sein. "Der Zyklon könnte aber ein Vorbote davon sein, was auf die Region zukommt", sagte Latif. Die Folgen der Wirbelstürme seien auch wegen des Anstiegs des Meeresspiegels gravierender, erläuterte Latif: "Seit 1900 ist der Meeresspiegel im Westpazifik um 20 Zentimeter gestiegen." Darum seien auch die Flutwellen höher, die an Land große Schäden anrichteten.