Hitze, Qualm und Feuer: Um die kroatischen Adria-Metropole Split wüteten zahlreichen Waldbrände, die in den Vororten bereits Dutzende Häuser zerstört haben und nach einer vermeintlichen Atempause für die Einsatzkräfte am Dienstag neuerlich aufgeflammt sind. Die Flammen näherten sich neuerlich den Häusern, die Situation war aber vorerst unter Kontrolle, wie örtliche Medien berichteten. Am Dienstagabend entspannte sich die Situation - die Feuer wurden mithilfe von Löschflugzeugen unter Kontrolle gebracht. Am Abend brannte es nur noch auf dem Berg Mosor, der sich hinter Split erstreckt, wie die Nachrichtenagentur Hina berichtete.

Die Lage in Split sei besser, erklärte ein Feuerwehrkommandant. Der Brand am Mosor gefährde weder Menschen noch Objekte, hieß es. Die Löschflugzeuge, die gute Wetterbedingungen nützten, waren seit dem frühen Morgen ununterbrochen im Einsatz. Am Abend standen auch 380 Feuerwehrleute im Kampf gegen die Flammen. Das Ziel der Feuerwehr sei die Brandstellen feucht zu halten und ein Wiederaufleben zu verhindern, hieß es.

Am Dienstag konnten wieder Löschflugzeuge eingesetzt werden, was am Montag wegen starken Windes nicht möglich gewesen war. In der Gegend waren rund 700 Feuerwehrleute und Soldaten mit 160 Löschfahrzeugen im Einsatz. In der Region um die zweitgrößte kroatische Stadt brachen in vergangenen Tagen mehr als ein Dutzend Waldbrände aus. Die Feuer, die sich von Omis bis Split ausbreiteten, umfassten eine Fläche von vier mal 14 Kilometern. Nach ersten Schätzungen wurden 4.500 Hektar Wald vernichtet. Mit Waldbränden kämpft man auch in anderen Regionen Dalmatiens, darunter auf der Insel Hvar, sowie weiter nördlich an der Küste bei Sibenik und Zadar.

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Aufnahmen einer Drohne über Split:

Das Ausmaß der Zerstörung wurde erst am heutigen Tag sichtbar:

Die Brände waren auch Thema bei einem Treffen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit seinen Amtskollegen aus Slowenien und Kroatien, Borut Pahor und Kolinda Grabar-Kitarovic, in Salzburg. Van der Bellen und Pahor boten Kroatien Hilfe bei der Bekämpfung der Brände an. Der Bundespräsident sprach von "besorgniserregenden Bildern". Österreich sei bereit, Kroatien "jede mögliche Hilfe" zukommen zu lassen. Grabar-Kitarovic bedankte sich für das Hilfsangebot und die Anteilnahme sprach ihrerseits den Einsatzkräften ihre Anerkennung auf. Laut dem kroatischen Premier Andrej Plenkovic, der in Split an einer Sitzung des Krisenstabs teilnahm, gab es vorerst keinen Bedarf für Hilfe aus dem Ausland.

Die kroatische Studentin Aida wohnt am Stadtrand von Split. "Durch die Brände rings um sehen wir derzeit nichts als Rauch. Wir sehen und riechen nur Rauch", sagte sie zur APA. Sie hat insofern Glück, als sie im Westen der Stadt lebt - dort könne man noch halbwegs gut atmen.

Teile der Bevölkerung von Split bieten laut der Einheimischen Unterkünfte für Menschen an, deren Häuser vom Feuer bedroht sind. Fußballfans hätten sich zu einer freiwilligen Hilfsbrigade der Feuerwehr zusammengeschlossen. Andere Teile der Bevölkerung haben damit begonnen, die Feuerwehrleute, die praktisch ohne Pause im Einsatz sind, mit Essen und Getränken zu versorgen, schilderte die Studentin.

Die Bevölkerung kritisierte, dass die Soldaten zu spät zur Unterstützung der Feuerwehr eingesetzt worden seien. In der Nacht auf Dienstag bekamen die Feuerwehrleute auch Verstärkung von Kollegen aus dem Inneren des Landes. Kritik wegen der nach Ansicht der betroffenen verspäteten Reaktion der Behörden wies der Regierungschef zurück: Das System habe funktioniert, wie es sollte, betonte Plenkovic gegenüber Journalisten.

Video aus einem Löschflugzeug:

In den Vororten sind Berichten zufolge einige Dutzend Häuser ausgebrannt. Rund 80 Menschen, vor allem Feuerwehrleute, mussten medizinisch versorgt werden.

Löschflugzeuge im Einsatz:

In der Region Split brachen in vergangenen Tagen mehr als ein Dutzend Waldbrände aus. Die Feuer, die sich von Omis bis Split ausbreiteten, umfassten eine Fläche von vier mal 14 Kilometern. Nach ersten Schätzungen wurden 4.500 Hektar Wald vernichtet. Mit Waldbränden kämpft man auch in anderen Regionen Dalmatiens, darunter auf der Insel Hvar, sowie weiter nördlich an der Küste bei Sibenik und Zadar.

Viele Österreicher urlauben derzeit an Kroatiens Küste und posten Fotos und Videos von den Waldbränden:

#prayforcroatia

Unter dem Hashtag #prayforcroatia haben sich User via Twitter weltweit gemeldet, um Solidariät mit den Opfern der verheerenden Waldbrände zu bekunden:

Dorf und Feriensiedlung in Gefahr

Auf der montenegrinischen Halbinsel Lustica an der Bucht von Kotor, wo seit Sonntag heftige Waldbrände toben, sind am Dienstag zwei neue Brandherde entstanden. Nachdem sich die Flammen in den Morgenstunden bereits bis auf 100 Meter dem Dorf Djurasevici genähert hatten, geriet am Nachmittag auch die Feriensiedlung Krasici mit etwa 3.000 Bewohnern in Gefahr.

Alle verfügbaren Feuerwehrteams seien im Einsatz, berichtete der TV-Sender RTCG. Günstigere Wetterverhältnisse haben am Dienstag auch den Einsatz von Löschflugzeugen ermöglicht. Der staatliche TV-Sender bezeichnete die Situation auf der Lustica dennoch als "ziemlich chaotisch".

Der TV-Sender verwies unterdessen auch auf ganz konkrete Probleme der montenegrinischen Feuerwehren. Löhne von nur 200 bis 400 Euro, die noch dazu unregelmäßig ausbezahlt werden, evidenter Personalmangel und fehlende technische Ausrüstung würden den Einsatz erschweren. Starker Wind aus wechselnder Richtung erschwerte in den vergangenen Tagen noch zusätzlich die Löschbemühungen.

Situation in Italien

In Italien hat sich die Situation im Vergleich zur den vergangenen Tagen etwas entspannt. Hitze und starker Südwind erschwerten allerdings die Bekämpfung zahlreicher Wald- und Buschbrände. Im Pinienwald von Castelfusano, der als die "grüne Lunge" von Rom gilt, brachten Einsatzkräfte mehrere Feuerherde unter Kontrolle. Ein 22-Jähriger wurde wegen Brandstiftung festgenommen.

Brände tobten weiterhin im Raum der sizilianischen Stadt Messina, in der Provinz Cosenza in Kalabrien und nahe der toskanischen Stadt Pistoia, wo so wie in Castelfusano mehrere Häuser evakuiert wurden. Auch in Süditalien gab es Festnahmen wegen Brandstiftung. Der Umweltschutzverband Legambiente wies darauf hin, dass es bis zu 15 Jahren dauere, bis Wälder nachgewachsen sind. Durch die zahlreichen Brände habe Italien in den vergangenen Wochen einen wichtigen Teil seiner Grünflächen verloren. Legambiente fordert einen aktiveren Kampf gegen Brandstifter.

Feuer nördlich von Nizza unter Kontrolle

In der Nähe der südfranzösischen Ferienmetropole Nizza habe etwa 450 Feuerwehrmänner einen Waldbrand unter Kontrolle gebracht. Etwa 100 Hektar Wald gingen bei Castagniers in Flammen auf, berichtete der Nachrichtensender Franceinfo. Der Ort liegt etwa 15 Kilometer nördlich von Nizza. Die örtliche Präfektur teilte am Dienstag mit, gesperrte Straßen seien wieder für den Verkehr geöffnet. Wegen der Trockenheit und der Hitze gibt es in der Provence und auf der Mittelmeerinsel Korsika immer wieder Brände. Zu Wochenbeginn brannten laut Medien etwa 200 Hektar Buschland in der Nähe der südkorsischen Stadt Bonifacio.

Neue Brände in Portugal

In Portugal brachen unterdessen ebenfalls neue Waldbrände im Norden und in der Mitte des Landes aus. Im Juni waren bei einem verheerenden Waldbrand in Portugal 64 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 250 verletzt worden.