Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien wurden mindestens 267 Tote und 387 Verletzte bestätigt. 238 Menschen konnten lebend geborgen werden, teilte der Zivilschutz in der Kleinstadt Amatrice, Epizentrum des Erdbebens, am Freitag mit.

Zudem haben mehrere Erdstöße die Katastrophenregion erschüttert. Das stärkste Nachbeben ereignete sich am Freitag um 6.28 Uhr und hatte nach Angaben der italienischen Erdbebenwarte eine Stärke von 4,8. Das Zentrum lag demnach in elf Kilometern Tiefe in der Provinz Rieti, nicht weit von dem Ort Amatrice entfernt. Dort gab es im Zentrum weitere Einstürze, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Allerdings nicht dort, wo die Helfer versuchten, noch Opfer aus den Trümmern zu bergen. Bisher hatte die Zahl der Toten bei mindestens 250 gelegen, der Zivilschutz sprach laut Nachrichtenagentur Ansa nun von 267. Die Zahl der Toten könnte nach Angaben des Zivilschutzes weiter steigen. Seit dem ersten starken Beben gab es etwa 800 Nachbeben, darunter zahlreiche schwache, aber auch einige mit einer Stärke über 4.

"Kein Gebäude im Stadtkern kann gerettet werden"

Der beliebte Ferienort Amatrice, der vom Kulturministerium auf der Liste der schönsten Dörfer Italiens geführt wird, wurde von dem Beben besonders stark gestroffen. Vom historischen Stadtzentrum ist praktisch kaum noch etwas übrig. So wurde etwa die 1428 gebaute Kirche San'Agostini komplett zerstört.

Bürgermeister Sergio Pirozz, meinte, nach dem jüngsten Nachbeben am Freitag muss die Kleinstadt am Apennin ganz abgerissen und komplett neu aufgebaut werden. "Kein Gebäude im Stadtkern kann gerettet werden", betonte Pirozzi. Abgesehen von der romanischen Kirche des Heiligen Franziskus sei alles eingestürzt. Ganz Amatrice wurde abgeriegelt. Nur Rettungsteams wurden zur Trümmerstadt zugelassen.

Präventionsplan, Nothilfe und Trauertag

Ganze Dörfer sind verwüstet. Die Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi versprach einen schnellen Wiederaufbau und eine bessere Erdbebenvorsorge. "Wir haben die moralische Pflicht gegenüber den Frauen und Männern dieser Gemeinden", sagte Renzi nach einer Krisensitzung des Ministerrats am Donnerstagabend. "Der Wiederaufbau dieser Dörfer ist die Priorität der Regierung und des Landes."

Zudem kündigte er einen Präventionsplan für Erdbeben an. "Das muss unsere Hausaufgabe für die Zukunft sein", so Renzi. Zugleich rief der Ministerrat den Notstand aus und sagte Hilfsgelder von 50 Millionen Euro zu. 

Den morgigen Samstag hat die italienische Regierung zum Trauertag für die Todesopfer erklärt. In allen öffentlichen Gebäuden Italiens sollen die Nationalflaggen auf halbmast gesetzt werden, teilte die Regierung am Freitag mit. Am Samstag findet in der Stadt Ascoli Piceno die Trauerzeremonie für die ersten Todesopfer des Erdbebens statt. Die Trauerzeremonie wird vom Bischof von Ascoli Piceno Giovanni D'Ercole zelebriert, teilte die Regierung mit.

Angst vor Plünderungen in Krisenregion

Der Erdstoß hat ganze Ortschaften in den Regionen Umbrien, Latium und den Marken zerstört. Aus Angst vor Plünderungen wollen viele Obdachlose ihre beschädigten Häuser und Wohnungen nicht verlassen. Viele von ihnen übernachteten in ihren Autos vor ihren beschädigten Häusern.

In Amatrice hat die Polizei einen 45-jährigen Mann festgenommen, der dabei war, in eine zerstörte Wohnung einzubrechen. Er wurde festgenommen. Er leistete Widerstand und verletzte einen Polizisten mit einem Schraubenzieher.