Es gibt Bauland, das ist eine echte Herausforderung für Architekten. Das knapp 1000 Quadratmeter große Grundstück an einem Hang im Bezirk Tulln, mit dem eine Familie 2015 zum Wiener Architekten Markus Nußbaumer kam, war eine solche. „Ein steiles, enges Grundstück auf einem Hang, der seit Jahrzehnten rutschte und die Häuser darauf langsam zerstörte“, beschreibt er die Ausgangslage. „In dieser Wohngegend sind Grundstücke aber rar und generell sehr teuer - und die Familie wollte unbedingt hier bauen, weil sie aus der Gegend stammt“, erklärt er das Wagnis der Bauherrenschaft, sich für diesen Standort zu entscheiden. Was hier schließlich gebaut wurde, war folgerichtig eine Maßanfertigung speziell für dieses Gelände, das zusätzlich zum Hanggefälle auch noch seitlich einen Hügel aufwies. Zuerst wurde das ganze Areal mit 70 Stahlpfählen gesichert. Auch die Ausrichtung des Hauses wurde so gewählt, dass sie zur Stabilisierung des Hanges beiträgt.

Danach ging es einzig um das Ziel, das spezielle Auf und Ab des Geländes ideal zu nutzen. Als Resultat ergab sich faktisch ein Brückengebäude: Das Obergeschoß hebt gewissermaßen ab und dockt mit einer 35 Quadratmeter großen Terrasse an den seitlichen Hügel an. „Man wandert in diesem Haus den Hang nach oben hinaus. Es gibt vier Terrassen auf unterschiedlichen Niveaus, zwischen null und fünf Metern“, schildert der Architekt die Besonderheit.

Grundriss Obergeschoß
Grundriss Obergeschoß © ARCHITEKT NUSSBAUMER

Die Erschließungszone des Gebäudes liegt im Erdgeschoß. Der Hauszugang über dem markanten Vorbau über dem Pool sorgt mit seiner Holzverschalung und dem Vordach für einen warmen Empfang. Im Erdgeschoß wurden die Schlafräume und ein Badezimmer untergebracht. Die eigentliche Wohnebene mit dem Koch- und Essbereich (und einem Arbeitszimmer) liegt einen Stock höher und geht scheinbar nahtlos in den Freibereich auf der Terrasse über. Von hier kommt man über eine große Freitreppe im Garten wieder die vier bis fünf Meter hinunter bis auf Poolniveau. Die Rundung, die das Haus an dieser Stelle zeigt, macht den Gang ums Haus sozusagen geschmeidig.

Der Keller wurde aus dem Gelände herausgebaut, ist dadurch natürlich belichtet und kann als vollwertiger Wohnraum genutzt werden. Derzeit dient er dem Sohn des Hauses als Sportraum. Der überdachte Freiraum vor diesem Zimmer, der sich durch die „Brücke“ ergibt, wird als Unterstellplatz für Pflanzen genutzt, die die Sonne lieben, aber Regenschutz brauchen.

Die Gebäudehülle dominieren eine dunkle Sockelzone und eine helle Putzfassade, in die als Kontrast zum eher monolithischen Gebäude Holz integriert wurde: Im Eingangs- und Schlafbereich zeigen sich Fensterläden aus roter Zeder, die sich, anders als Lärche, wie Nußbaumer betont, in den kommenden Jahren optisch nicht verändern wird. Das Gelände wurde in Summe zwar mehrfach terrassiert, das Erdgeschoß ist aber barrierefrei bewohnbar, mit dem Parkplatz quasi vor der Haustür. Der Zugangsweg lädt übrigens gleich zu einem Sprung in den Pool ein, die Kinder nehmen in unbeobachteten Momenten auch gern diesen Weg ins kühle Nass, obwohl es direkt am Beckenrand ein Sprungbrett gibt. Aber hier zu wohnen, ist einfach auf mehreren Ebenen ein Spaß.