Man glaubt es kaum: Als Manuela Lenz und ihr Mann Heimo das rund 1700 Quadratmeter große Grundstück, das direkt an die Laßnitz (einen Nebenfluss der steirischen Sulm) grenzt, Ende der 1980er-Jahre erwarben, war es einfach nur eine wilde Gstätten. Was sich hier heute offenbart, ist ein Stadtgarten, in dem verschlungene Pfade in allen Grünschattierungen rund ums Haus und an ein schattiges Ufer führen. Auf bunte Blühpflanzen wurde weitgehend verzichtet, „weil die Landschaft so viel ruhiger wirkt“. - „Man ist hier geschützt vor Blicken und doch ist es sehr offen“, beschreibt die Bewohnerin ihr Reich, das sie selbst gemeinsam mit ihrem Mann geplant hat. 2003 legte zwar ein Gartenarchitekt die Grundstrukturen an, aber die Natur nahm es nicht so genau mit den neuen Grenzen. Anders gesagt: Viele Pflanzen kamen und gingen über die Jahre, was bis heute blieb, wächst und gedeiht ohne großes Zutun. Nur mit ihrem händischen Wolkenschnitt drückt Lenz der Bepflanzung regelmäßig ihren Stempel auf: Daraus resultieren wolkige, rundliche Formen in Grün.

Nichts steht einfach nur in Reih' und Glied. Insgesamt 15 verschiedene Ahornsorten, Gingko, Rotbuche, Lederhülsenbaum, Perückenstrauch, Tulpenbaum, Taschentuchbaum und eine Goldulme, an der sich eine Bodendecker-Rose in die Höhe kämpft, bilden einen lebenden Kokon, in den Lenz ganz bewusst immer wieder Fenster schneidet - etwa für den Blick auf die Ulrichskirche. Es geht um Sichtachsen, um das Schaffen von Räumen, um das Abgrenzen und eben doch wieder Offensein. Frauenmantel, Efeu, Farne, Gräser und Moos sind die perfekten Begleiter in dieser Kulisse, die sich seit Jahren mit Skulpturen und Installationen der Hausbewohnerin und anderer Künstler füllt.

„Frei nach Joseph Beuys ist ja jeder Mensch ein Künstler“, sagt die Hausherrin. Es seien Gedankenfetzen aus Begegnungen und Beobachtungen aus Natur, Gesellschaft und Politik, die sie all die Dinge fertigen lässt, die einem im Garten auf Schritt und Tritt begegnen. Auch Fischreiher, Wildenten, Igel, Eichhörnchen und mehr als 20 gezählte Vogelarten sehen sich die Inszenierung gerne an. „Ich bin natur-, kinder- und tierlieb“, charakterisiert sich die Bewohnerin. Kleiner Nachsatz mit Augenzwinkern: „Nur mit Erwachsenen habe ich manchmal ein Problem.“ Nicht von ungefähr sind es sechs „Blauschafe“ aus dem Friedensprojekt von Bertamaria Reetz und Rainer Bonk, die in diesem Universum ein kleines Zentrum bilden. Sie grasen in einem Wald aus Korkenlianen - 8000 Korken, die vom Ehepaar Lenz auf eine Fischerschnur gefädelt wurden. Daneben hängen auf einem Baum Lenz' ganz persönliche Gedanken zu Gott und der Welt. „Einfach einmal zu weit gehen und sich dort ein bisschen umsehen“, lautet das Credo der Künstlerin.

Auch eine Art Weltanschauung...
Auch eine Art Weltanschauung... © (c) oliver wolf

Ottmar Hörls „Weltanschauungsmodell“, ein rotes Kunststoffmännchen, das neugierig durch ein Fernrohr blickt, passt da gut ins Bild. Zumal es Lenz auf einen viel zu großen Stuhl gesetzt hat und einen Streifen Unkraut scannen lässt. Aber darüber unterhält man sich am besten mit der Hausherrin selbst - bei einem Rundgang durch den Garten und einem Blick in ihre Galerie im Haus, die seit Jahresbeginn täglich um ein Kunstwerk wächst, das man kaufen kann. Der Erlös kommt gemeinnützigen Projekte zugute.