Die Bedürfnisse ändern sich im Laufe des Lebens. 23 Jahre fühlten sich Beatrix und Günter O. in ihrem Haus in der Südweststeiermark gut aufgehoben. Als vor mittlerweile zehn Jahren der Sohn des Hauses aus dem Hotel Mama auscheckte, wurden dem Paar die rund 300 Quadratmeter Wohnfläche auf mehreren Etagen und der Garten einfach zu viel. „Mein Mann zögerte noch, aber ich wollte nicht auch noch in der Pension die ganze Arbeit haben“, erklärt die Hausherrin, wie es dazu kam, dass sie und ihr Mann das Haus 2014 zum Verkauf anboten. „Wir wollten zunächst eigentlich nur einmal abtesten, ob sich überhaupt Interessenten dafür finden“, sagt sie. Es folgte eine gehörige Überraschung. „Die Ersten, die zur Besichtigung kamen, haben uns gleich gefragt, wann wir hier ausziehen“, erzählt die Hausherrin, warum sie und ihr Mann sich vor vier Jahren Hals über Kopf auf Grundstückssuche begaben. Denn sie wollten tatsächlich noch einmal bauen. Diesmal viel kleiner, alles auf einer Ebene und jedenfalls pflegeleicht.

Beatrix und Günter O. an ihrem Pool, der sozusagen die Hauptsache im Garten ist.
Beatrix und Günter O. an ihrem Pool, der sozusagen die Hauptsache im Garten ist. © (c) oliver wolf

Das neue, rund 800 Quadratmeter große Grundstück in der Nähe von Graz fand sich schließlich ebenso unkompliziert und schnell, wie das alte verkauft war - und in dieser Tonart ging es weiter. Denn auch mit der Baufirma hatte man sozusagen Glück. Die Chemie zwischen den Auftraggebern und Hermann Rottensteiner und seinem Partner Johann Kraxberger von der Firma Idealhaus stimmte auf Anhieb. „Das Unternehmen war eine Empfehlung von Freunden“, sagen Beatrix und Günter O.  Die Bedarfsanalyse ergab ein rund 140 Quadratmeter großes, eingeschoßiges Haus mit offenem Wohn-, Koch-, Essbereich, integrierter Speis, Arbeits- bzw. Gästezimmer, großem Bad (samt Infrarotkabine) und Swimmingpool im Garten.

Eine besondere Herausforderung war das Dach. Mit dem für das Grundstück vorgeschriebenen Satteldach konnte sich der Bauherr nicht anfreunden. Das von ihm bevorzugte Pultdach im herkömmlichen Sinne war aber nicht erlaubt. Der Trick des Planers war ein versetztes Pultdach mit zwei untergeordneten Flachdächern straßen- und gartenseitig. Den Dachraum, der hier automatisch entstand, hätten die meisten vermutlich sofort als Galerie mitgenutzt. Beatrix und Günter O. wollten davon nichts wissen. „Hatten wir schon, brauchen wir nicht mehr“, erklären sie, warum sie ganz bewusst eingeschoßig blieben. Auch auf einen Keller wurde gern verzichtet. Dafür gibt es ebenerdig einen Lagerraum im Zufahrtsbereich.

Das Haus ist im Kern ein einziger offener Wohnbereich vom Entree bis zur Küche, von der es direkt auf die überdachte Terrasse mit Pool geht. Rückzugsbereiche sind das Schlafzimmer mit dem begehbaren Kleiderschrank auf der einen Seite und das Arbeitszimmer des Hausherrn, das gleichzeitig Gästezimmer für Kinder und Enkelkinder ist, auf der anderen.

Die Möbel wurden so gewählt, dass sie gleichzeitig Raumteiler zwischen den einzelnen Wohnbereichen sind. Bodenfliesen im warmbraunen Ton, eine „steinerne Wand“ hinter dem Kaminofen und eine spezielle Spachteltechnik an einzelnen Wänden verleihen dem Hausinneren seinen besonderen Touch. Die überdachte Terrasse erweitert das Wohnzimmer im Sommer in den Garten hinein. Und dieser Garten ist eine eigene Geschichte: „Wir haben ihn so angelegt, dass er leicht zu pflegen ist“, sagt der Bauherr. Die Bepflanzung fand nur an den Grundstücksrändern statt - so hat der Rasenroboter freie Bahn.

„Am Anfang glaubt man es nicht, aber die Bedürfnisse ändern sich im Laufe der Zeit“, erklärt die Bauherrin, warum es sich auf jeden Fall gelohnt hat, noch einmal zu bauen. „Irgendwie hat dieses Grundstück hier regelrecht auf uns gewartet.“