Manchmal kommt es einfach anders, als man es plant. Das trifft auch auf Claudia Spitz und Franz Quendler zu. Denn dass die beiden leidenschaftlichen Städter, die das Leben in Wien durchaus zu schätzen wissen, einmal im kärntnerischen Bleiburg landen würden, haben sie sich nicht gedacht. „Wir wollten nie aufs Land ziehen“, sagt Quendler. „Dieses typische Haus im Waldviertel, das sich viele Wiener zulegen, hat uns nie interessiert.“ Und bauen wollten sie schon gar nicht! Denn Quendler stammt aus einer „Häuslbauerfamilie“ aus dem Lavanttal und knüpft daran keine allzu guten Erinnerungen. „Für meinen Vater war der Wert des Lebens das eigene Dach und das war nie mein Prinzip.“

Ein Blick auf die komplett verglaste Südfassade mit einer Treppe aus Stahl und Holz
Ein Blick auf die komplett verglaste Südfassade mit einer Treppe aus Stahl und Holz © (c) Weichselbraun (Weichselbraun Helmuth)

Aber Claudias Oma hat dieses Haus in Bleiburg besessen. „Ein typisches slowenisches Bauernhaus, in dem die Menschen im ersten Stock und die Tiere im Erdgeschoß wohnen.“ Als die Oma starb, lebte nur noch Claudias Mutter hier, und so kam es, dass man immer öfter von Wien nach Kärnten pendelte und sich schließlich dazu entschloss, das angrenzende Gebäude zu kaufen. „Das ist zehn Jahre leer gestanden“, sagt Quendler, der sich auf französischen Weinimport spezialisiert hat. Feucht sei es gewesen und modrig gerochen hätte es. „Jeder vernünftige Mensch hätte das Haus abgerissen.“ Ausschlaggebend, es doch nicht zu tun, war das schöne Gewölbe im Erdgeschoß, das mittlerweile zu einer Werkstatt ausgebaut wurde.

Hier trifft sich Alt und Neu.
Hier trifft sich Alt und Neu. © (c) Weichselbraun (Weichselbraun Helmuth)

Bei der Sanierung, die insgesamt fünf Jahre dauerte, ist dann wirklich kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. An Bord geholt hat man dafür Architekt Reinhold Wetschko, mit dem man viel über die Gestaltung diskutiert habe. „Unser Ziel war mit ,klein, überschaubar, finanzierbar' klar definiert“, sagt Claudia, die sich mit einem Eventbüro selbstständig gemacht hat. Entstanden ist so im Obergeschoß ein großzügiger Wohnraum mit Küchenblock und kleinem Balkon, der später auch als Zugang zu einer Dachterrasse dienen könnte.

Die Westseite des Hauses: Durch die Verglasung sind die Räume lichtdurchflutet
Die Westseite des Hauses: Durch die Verglasung sind die Räume lichtdurchflutet © (c) Weichselbraun (Weichselbraun Helmuth)

Eine Besonderheit ist der „Turm“ in der Mitte, in dem Bad und WC untergebracht sind. Alles hell und lichtdurchflutet. Der Bereich zwischen den beiden Gebäuden wurde als bekiester Innenhof gestaltet und strahlt ein urbanes Flair aus. Bei der Außenfassade wurde mit besengestrichenem Dickputz gearbeitet. „Das schaut so aus, als ob es immer schon so gewesen wäre“, sagen die Bauherren. Ungewöhnlich auch die Lösung für die Fenster im Erdgeschoß, die mittels Schiebeläden straßenseitig abgeschirmt werden können. Was die beiden besonders freut: „Auch wenn das neue Gebäude im Erscheinungsbild heraussticht, wird es doch nicht als Fremdkörper empfunden.“

Der erste Stock ist ein offener Raum mit Küchenblock und schöner Aussicht Der Turm in der Mitte beherbergt WC und Bad
Der erste Stock ist ein offener Raum mit Küchenblock und schöner Aussicht Der Turm in der Mitte beherbergt WC und Bad © (c) Weichselbraun (Weichselbraun Helmuth)