Wo beginnt man, wenn es darum geht, eine klassische Altbauwohnung zeitgemäß zu gestalten? Bei den Böden? Oder den Fenstern? Nein, bei den Heizkörpern. „Im Arbeitszimmer war der Gedanke der violetten Heizkörper zuerst, die Wandfarbe und den Rest der Einrichtung habe ich dann daran ausgerichtet“, erzählt der Bauherr. Die Wände der Altbauwohnung in Graz-Geidorf erstrahlen nun in Kontrast zu den Heizkörpern.

Der Altbau ist ein Familienerbstück, bewohnt wurde es zuvor von den Großeltern des Bauherrn. Behutsam und detailversessen im besten Sinne hat er die betagten Räumlichkeiten ins 21. Jahrhundert bugsiert. „Ich wollte keine Wohnung mit ausschließlich Neuem darin“, erklärt der Design-Liebhaber. „Alte Möbel sorgen für ein besonderes Wohnklima.“ Doch in einem Museum zu leben war ebenfalls nicht seine Sache. Eine offenes, luftig-leichtes und auch buntes Heim war das Ziel. „Aber der Geist, die Seele der Wohnung sollte erhalten bleiben.“

So wurden einige Wände und auch Türen entfernt. In jedem Raum trifft Altes auf Neues, immer ist es eine gekonnte Mischung. So bekam im Esszimmer die ehemalige Bibliothek aus Eichenholz einen neuen schwarzen Anstrich, die Bücher wurden gegen Geschirr getauscht. Dem altehrwürdigen Stück gegenüber stehen jetzt die transparenten Louis-Ghost-Stühle, die Philippe Starck für Kartell entworfen hat. Selbes gilt für Kunstwerke: klassische Gemälde hängen neben modernen Zeichnungen. Oder Skulpturen des deutschen Bildhauers Wieland Förster.

Modern ist auch der Sound: In jedem Raum – auch im Badezimmer – steht eine Audio-Anlage mit Lautsprechern von Bang & Olufsen, die per Smartphone-App gesteuert wird. „Wenn ich das Handy mit mir nehme, folgt mir die Musik in jeden Raum.“

Die Planung des Umbaus dauerte rund drei Jahre, bevor es heuer im Februar losging. Wie viel er in sein Domizil investiert hat, bleibt Geheimnis des Bauherrn. Hingegen nicht verborgen geblieben ist, dass elf Tonnen Marmor verbauen wurden. Von einem besonderen Stein: Adneter Marmor, der sonst vor allem für staatliche Aufträge verwendet wird. So zum Beispiel für die Säulenhalle des österreichischen Parlamentes. Diesen kaufen zu dürfen, war nicht ganz einfach. „Schlussendlich bin ich einfach nach Oberalm gefahren und habe den Herren überzeugt, mir etwas zu verkaufen“, so der Bauherr.

Noch fehlen Kleinigkeiten, Eingewohnt ist der neue Altbau noch nicht. Ein Lieblingsraum hat sich dennoch bereits herauskristallisiert: das Arbeitszimmer. Auch weil dort das Lieblingsstück des Hausherren beheimatet ist: der Rokoko-Schreibtisch. Als ob er immer schon dort gestanden hätte, fügt er sich in das Bild mit den violetten Heizkörpern ein.