Dass sie nördlich von Graz wohnen wollten, wussten Elsa Pescollderungg und Martin Fressel schon 2010, ob in einer eigenen Wohnung oder in einem Haus, war allerdings zwei Jahre lang unklar. Das änderte sich erst, als das Ehepaar im Vorüberfahren auf das relativ lange, schmale Grundstück in Frohnleiten stieß, das an zwei Seiten von einer Straße eingefasst ist. „Genau genommen waren das 1700 Quadratmeter Wiese, die zweimal im Jahr gemäht wurde – und die Besitzerin wollte damals gar nicht verkaufen“, erzählt Fressel. Im Winter 2012 wurde man schließlich doch handelseins und die Hausplanung konnte beginnen.

Grundriss Erdgeschoß
Grundriss Erdgeschoß © PLUSPUNKT

Auf der Suche nach einem Spezialisten für Holzbau landete die Familie relativ rasch beim Grazer Architekten Oliver Herunter. „Wir haben uns sein Haus angeschaut und schnell festgestellt, dass er ein Gespür für das hat, was uns wichtig ist“, sagt der Hausherr.

Die Vorgaben für den Planer waren ein möglichst barrierefreies, etwa 140 Quadratmeter großes Haus mit einem Koch-Ess-Bereich als Mittelpunkt, von dem sich bei Bedarf das Wohnzimmer abtrennen lässt, kein Keller, dafür genügend Abstellraum im Erdgeschoß, ökologische Baustoffe und viel sichtbares Holz. „Wir haben uns viele Holzhäuser angeschaut und waren immer von der warmen, gemütlichen Atmosphäre begeistert“, sagen die Bewohner.

Ganz schön praktisch

Gewünscht war ein traditioneller und dabei doch moderner Bungalow. Der Ortsbildschutz legte ein Satteldach nahe. Herunter reagierte auf die Anforderungen mit dem Entwurf eines Gebäudes, das sich in zwei Baukörper gliedert. Ein eingeschoßiger Teil mit Flachdach beherbergt den öffentlichen Bereich, in dem gekocht, gegessen und gewohnt wird.

Daran schließt ein Baukörper mit Satteldach an, der die privaten Schlafräume und im Dachgeschoß einen Galerieraum und einen Abstellraum bietet. Der Carport und ein Kellerersatzraum wurden räumlich in den Baukörper integriert. Durch das Vorziehen der Dächer ergeben sich automatisch überdachte Terrassenflächen, die im Sommer auch für die nötige Beschattung sorgen.

Die Begeisterung für Holz zeigt sich schon außen an der Fassadenverkleidung aus unbehandeltem Lärchenholz, den Lärchenholzfenstern und der Satteldachuntersicht aus Brettsperrholz. Innen wurde das Baumaterial an den Decken konsequent sichtbar gelassen, Eichenholzböden und Lehmputz an zumindest einer Wand pro Raum sorgen für maximale Behaglichkeit. Für den Lehmputz wurde übrigens die Aushuberde vom eigenen Grundstück verwendet. „Und ich habe beim Aufbringen selbst mitgearbeitet“, erzählt der Bauherr.

Blickpunkt Stiegenaufgang

Ein besonderes Schmuckstück ist die Treppe, die vom Essbereich auf die Galerie unter dem Satteldach führt. Weil hinter der Treppe das Badezimmer liegt, musste sie extrem platzsparend, also ungewöhnlich steil ausgeführt werden. „Eine Wendeltreppe hätte auch zu viel Platz gebraucht“, sagen die Bewohner. Die Lösung war eine sogenannte Wechseltritttreppe, auch Samba- oder Spartreppe genannt, die zwar keine unachtsamen Schritte erlaubt, aber dennoch auf attraktive Weise ihren Zweck erfüllt. „Wir nutzen den Dachraum derzeit auch noch nicht wirklich“, räumen die Bewohner ein. Das Familienleben spielt sich wie geplant auf einer Wohnebene ab – und mit 138 Quadratmetern ist hier auch Platz genug.

Das Satteldach sorgt dabei dafür, dass einem die Decke in diesem Haus sicher nicht auf den Kopf fällt – der Raum öffnet sich im Wohnzimmer über fünf Meter nach oben hin.