Das Auto, die Küche, das Bad – all das war schon einmal Prestigeobjekt Nummer eins. Dieser Tage hat ihnen der Garten beziehungsweise die große Dachterrasse den Rang abgelaufen. Aufwendig und akribisch gestaltete Außenräume boomen und werden heute häufig mit denselben Funktionen ausgestattet wie Innenräume.
Was ist derzeit Trend bei der Gartengestaltung?
Gertraud Monsberger: Der Garten wird heute sehr oft wie das Haus inszeniert. Da gibt es den Loungebereich, den Sitz- und Essplatz, die komplett ausgestattete Outdoorküche und das Kräuterbeet für die frische Würze gleich daneben. Zudem bietet der ideale Garten 2018 auch ein Äquivalent zum Badezimmer: einen Pool mit Dusche oder – immer häufiger – einen Naturpool.
Welche Moden lassen sich sonst noch ablesen?
Zum Beispiel auch jene, dass die frühere Geradlinigkeit in der Gestaltung passé ist und vom Bunten, Üppigen und Vielfältigen abgelöst wird. Das betrifft auch die Auswahl der Pflanzen. Wo früher oft sehr straight nur eine Art von Gräsern gepflanzt wurde, regiert jetzt eine Vielfalt an Gerüchen, Farben und Strukturen. Viele Menschen lassen sich auf Reisen inspirieren und bringen eine bestimmte Idee mit, die sie in ihrem Garten umgesetzt haben wollen. Die Wünsche sind irrsinnig vielfältig und individuell. Solche Gärten, die nicht nach Schema geplant werden, sind auch für uns Gartenarchitekten eine schöne Herausforderung.
Und der Rasenroboter, setzt er sich durch?
Ja, der kommt definitiv. Robotertauglichkeit ist ein sehr großes Thema bei der Planung und Gestaltung, denn allzu viel Zeit für die Arbeit im Garten haben die Leute natürlich nicht.
Stichwort Outdoorküche. Was gibt es da Neues?
Die Küche im Freien liegt nach wie vor im Trend und sie ist heute bereits komplett ausgestattet. Das hat auch damit zu tun, dass der Garten der Ort für Events aller Art wurde. Von der Terrassenparty bis zur Hochzeit findet alles draußen statt. Momentan ist sogar ein Trend hin zum Pizza- und Brotbackofen im eigenen Garten zu bemerken.
Welche der Trends mögen Sie persönlich nicht?
Ich bin ein Fan einfacher Dinge. Mir reicht ein guter Griller mit Steinplatte, auf dem man ja auch fast alles zubereiten kann. Nicht so richtig anfreunden kann ich mich außerdem mit dem Hang der Steirer zu Zaun und Hecken. In keinem anderen Bundesland zieht man so gerne klare Grenzen wie hier.
Gibt es Elemente für den Garten, die vollkommen out sind? Was wäre heute eine Art „No-go“?
Da gibt es einiges. Der Bambus etwa, der sich durch sein extrem starkes Wurzelwachstum für den Garten absolut disqualifiziert hat. Als „out“ oder altmodisch empfindet man heute auch alle Nadelgewächse, vielleicht mit Ausnahme von Kiefer, Eibe und Ginko. Nadelhölzer wie Wacholder oder Thujen sind ebenso wenig angesagt wie z. B. auch billige Betonverbundsteine. Da setzt man heute viel eher auf großformatige Natursteine.
Apropos Natur. Wie sieht es mit dem ökologischen Bewusstsein der Gartenbesitzer aus?
Das wächst und zeigt sich etwa darin, dass man mehr mit der Natur plant. Der Naturpool bzw. Schwimmteich wird dem Pool oft vorgezogen, denn ihn kann man das ganze Jahr über nutzen, z. B. zum Eislaufen im Winter. Übrigens: Auch Outdoorsaunen mit Blickfenster ins Freie sind ein großes Thema.
Haben die Gärten von heute nichts mehr mit jenen aus unserer Kindheit gemein?
Doch, denn das Grundgerüst des Gartens ist sehr stabil. Man wird immer Sitzplätze Richtung Westen haben, um den Sonnenuntergang zu sehen. Und neben Sonnenplätzen wird man immer auch Schatten brauchen. Da arbeitet man heute gerne mit Bestandsbäumen. Wie eh und je sollte man für seinen Garten auch Geduld aufbringen. Bäume und Sträucher brauchen ihre Zeit und es dauert einfach, bis ein Garten seine ganze Pracht entfaltet.
