Für einen Laien – wie würden Sie die Schwierigkeiten
und Anforderungen der ­Architekturfotografie beschreiben?

PAUL OTT: Das Ziel der Architekturfotografie ist es, einer Person durch das Foto die Fantasie der Architektur eines Objektes zu vermitteln. In dem Bild soll das tatsächliche Raumerlebnis komprimiert werden. Im besten Fall kann man dem Betrachter die Dreidimensionalität, die Formen im Raum, die Gerüche, die Geräusche oder die Stille eines Raumes empfinden lassen.

Architekturfotograf ist kein alltäglicher Beruf, wie kam es zu ­Ihrer Berufswahl?

PAUL OTT: Ich hatte immer schon eine Affinität zur Architektur und auch fotografisch war ich bereits vorbelastet. Darüber hinaus bestand mein Freundeskreis zur Zeit meiner Berufsergreifung hauptsächlich aus Architekturstudenten. Für diese habe ich ihre Architekturmodelle fotografiert.

Wie entscheiden Sie, auf welche Weise Sie ein Objekt darstellen wollen?

PAUL OTT: Bei Auftragsarbeiten besteht die Aufgabe darin in einer kurzen Bildgeschichte etwas zu vermitteln. Man muss sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Daher darf man das Thema der Architektur nicht verlieren. Aus diesem Grund räume ich oft Einrichtungen oder andere Dinge beiseite, bevor ich zu fotografieren beginne. Architektur besteht aus Linien, Körpern und geome­trischen Rhythmen. Da das Objekt gestaltet ist, entsteht im Endeffekt ein stilisiertes Bild.

© (c) © paul ott photografiert (paul ott)

In Ihren Architekturfotos begegnet man auch Menschen – wann bringen Sie Personen in ein Bild ein?

PAUL OTT: Das ist von vielen Faktoren abhängig. Bei einer Schule zum Beispiel wäre es langweilig, das Gebäude ohne Schüler oder Lehrer darzustellen. Leider ist es aber nicht immer möglich, während der Schulzeit zu fotografieren. Dann gibt es aber auch Räume, die in ihrer Darstellung keine Menschen benötigen und eher abstrakt abgebildet werden sollen.

Welche Projekte interessieren Sie selbst am meisten?

PAUL OTT:Das sind Arbeiten, die mir einen gewissen Freiraum lassen und mit denen ich mich auch identifizieren kann. Spannende Räume und gute Architektur, die auch schwierig zu fotografieren sind, sprechen mich schon aufgrund der Herausforderung sehr an.

© (c) © Paul Ott A-8020 Graz Grie (SPLITTERWERK)

Spielt Fotografie auch in Ihrem Privatleben eine große Rolle?

PAUL OTT: Da vermischt sich vieles. Gerade in der Freizeit entstehen die freien Arbeiten. In diesen komme ich auch immer wieder auf das Thema Architektur zurück. So entstand etwa die Serie über Heuhütten im Ennstal, die erst unlängst in einer Ausstellung zu sehen war. Eines der weiteren Projekte war etwa eine Serie über eine Hochhaussprengung.

In Ihrem beruflichen Alltag spielt Architektur eine tragende Rolle, wie kann man sich Ihre private Wohnsituation vorstellen?

PAUL OTT: Wir haben uns vor ein paar Jahren verändert und verkleinert, nachdem die Kinder ausgezogen sind. Mit unserer aktuellen Lösung sind wir auch sehr glücklich. Ich glaube, wir wohnen in einer sehr guten Mischung aus Alt und Neu, Enge und Großzügigkeit – es ist auch etwas unkonventionell.

© (c) Paul Ott