Vom Reißverschluss einer kaputten Jacke über die alte Wäscheleine bis hin zum einzelnen Ohrclip, dessen Gegenstück schon lange verloren gegangen ist: Was haben wir in den vergangenen Monaten, in denen wir mehr Zeit zu Hause verbracht haben als sonst, nicht alles in unseren eigenen vier Wänden entdeckt, von dem wir gar nicht mehr gewusst haben, dass wir es besitzen.

Was machen wir jetzt damit? Wegwerfen, ist doch klar. Aber Ingrid Luttenberger hätte da noch einen anderen Vorschlag. Sie ist nicht nur begeisterte Upcyclerin, vor der kaum ein Gegenstand sicher ist, nicht in praktische Alltagsgegenstände, Kleidung oder Accessoires verwandelt zu werden. Sie ist auch Sozialforscherin. Was Menschen begeistert und motiviert, war für sie schon immer spannend – aktuell besonders im Bereich Nachhaltigkeit.

Deshalb weiß sie auch: „Mit dem erhobenen Zeigefinger alleine wird es nicht funktionieren, Menschen einen nachhaltigeren Lebensstil näherzubringen“, sagt Luttenberger. „Wer Abfall aber als Ressource erlebt, aus der individuelle und praktische Dinge entstehen, dessen Blick auf ,Müll‘ ändert sich. Ebenso wie in Folge sein Wegwerfverhalten. Diese Information schreibt sich in uns ein.“

Dann ist es nicht mehr einfach nur Müll, sondern ein Rohstoff, der die Kreativität befeuert statt eine Verbrennungsanlage. Deshalb soll ihr Buch „Müll macht Spaß“ mit Anleitungen für 20 Bastelprojekte für die ganze Familie auch nur die erste Anregung für zahllose eigene Ideen sein.

Als angenehmen Nebeneffekt des Upcyclings hat Luttenberger bei sich und anderen festgestellt, dass man mit geschärftem Blick auf die Dinge leichter entscheidet, was man endgültig aussortiert und was man noch brauchen kann. Das tut auch dem Stauraum gut.