In einem Jahr der Ausgangsbeschränkungen und der Lockdowns haben die meisten Menschen ihre eigenen vier Wände wieder mehr schätzen gelernt. Wir brauchen unseren persönlichen Bereich vor allem auch als Ort des Rückzugs und der Privatsphäre. Das gilt aber nicht nur für Erwachsene. Auch Kinder sind gestresst von den Ereignissen des Jahres. Das steigert bei vielen jungen Menschen das Bedürfnis nach Ruhe und Sicherheit: „Kinderzimmer können Kindern genau das geben. Sie sollten quasi ein Haus im Haus sein. Ein Raum, der alles erfüllt, was für Erwachsene in der ganzen Wohnung verteilt ist“, sagt Alexandra Schnögass-Mück. Die Architektin ist nun seit 18 Jahren auf das Gestalten von Kinderzimmern spezialisiert.

„Kinder sind den ganzen Tag in der Schule mit anderen zusammen. Zusätzlich sehen sie sich mit den aktuellen Ereignissen konfrontiert. Daher brauchen sie zu Hause einen Ort zum Abschalten und zum Konzentrieren. Jeder Mensch – egal wie alt – fühlt sich in einem schönen und funktionellen Raum wohler“, sagt die Expertin. Dass sich derzeit viele Familien mit der Neugestaltung der Kinderzimmer auseinandersetzen, kann auch Schnögass-Mück bestätigen: „Wir haben so viele Anfragen. Man weiß fast gar nicht, was man zuerst machen soll.“1. Streng getrennt

Jedes Kinderzimmer sollte vier bis fünf verschiedene Bereiche aufweisen: Schlafbereich, Arbeitsplatz, Stauraum und Kuschelzone sowie Spielbereich. Diese werden durch die Einrichtung klar vorgegeben und können somit Struktur schaffen. „Wie viel Platz man welchem Ort gibt, muss man an das Kind anpassen. Aktivere Kinder brauchen Bereiche zum Austoben. Kinder die gerne Kuscheln einen größeren Ort, an dem das möglich ist“, sagt Schnögass-Mück.

Wenn sich mehrere Kinder ein Zimmer teilen, gilt es genau hinzuschauen: Es braucht neutrale Zonen für alle, aber auch Bereiche, die einem Kind zugeordnet sind. „Das gilt auch für den Stauraum – jeder muss Plätze haben, die nur für seine Sachen bestimmt sind.“

2. Für stille Momente

Beim Schreibtisch ist vor allem auf die Platzierung zu achten.
Beim Schreibtisch ist vor allem auf die Platzierung zu achten. © (c) Photographee.eu - stock.adobe.com (Photographee.eu)

Damit junge Menschen das Kinderzimmer wirklich als ihren Wohlfühlbereich wahrnehmen ist das eigene Bett ein wichtiger Punkt. „Auch wenn Übernachtungen bei Freunden derzeit nicht möglich sind, sollte man beim Einrichten schon für die Zeiten planen, in denen das wieder ein Thema sein wird“, rät Schnögass-Mück. Denn für Kinder sei die Möglichkeit Freunde auch über Nacht dazubehalten ein zentraler Punkt. Besonders gut eignen sich hierfür Bettvarianten, die mit ein paar Handgriffen zum Doppelbett umfunktioniert werden können.
3. So wird Konzentration möglich

Einen großen Schreibtisch als Arbeitsplatz in das Zimmer zu integrieren kann schon bei kleinen Kindern sehr sinnvoll sein: Was in frühen Jahren als Basteltisch fungiert, kann leicht in einen Ort für Computer, Drucker und Lernunterlagen verwandelt werden. Wichtig ist auch die richtige Ausrichtung des Schreibtischs: „Um Ablenkung zu vermeiden, sollte man vom Arbeitsplatz aus nicht direkt aus dem Fenster sehen. Aber auch das Sitzen mit dem Rücken zur Tür sollte vermieden werden. Das nimmt das Sicherheitsgefühl“, so die Expertin.

Und auf die richtige Beleuchtung darf nicht vergessen werden: Auch wenn der Schreibtisch nicht direkt am Fenster stehen soll, sollte er doch in einem hellen, gut ausgeleuchteten Bereich des Zimmers platziert werden und so stehen, dass Lampen nicht auf dem Computerbildschirm reflektieren.4. Kuscheln und Austoben

Kinderzimmer sollten Raum für Rollenspiele schaffen.
Kinderzimmer sollten Raum für Rollenspiele schaffen. © (c) Getty Images/iStockphoto (FamVeld)

Sitz und Kuschelecken sind für die Kleinen nicht nur wichtig, um sich dort in Mamas oder Papas Arme zu legen. Sie liefern auch Platz für Rollenspiele, die in diesem Alter sehr wichtig sind: egal ob man ein Haus aus Polstern bauen will, oder Schiffssegeln aus Decken spannt. Ältere Kinder nutzen diese Flächen gerne zum Entspannen, Musikhören oder Telefonieren. Für die Jüngeren sind auch freie Flächen am Boden wichtig. Diese liefern Platz für die Beschäftigung mit Spielzeug.5. Gegen das Chaos

Die Stauraumbedürfnisse variieren je nach Alter des Kindes. Vor allem die ganz Kleinen brauchen viel Platz für Spielzeug. Damit das Zimmer nicht dem Chaos gleicht, ist es ratsam offene und geschlossene Staumöglichkeiten zu kombinieren: „Bücher können ruhig in offenen Regalen stehen. Das hat auch dekorativen Zweck. Hingegen sollte Spielzeug in geschlossenen Varianten untergebracht werden – vor allem, wenn es viele Kleinteile sind“, so Schnögass-Mück. Für Bauklötze und ähnliches sind Laden auf Rollen ein guter Weg. Denn Spielsachen sollten immer so verstaut werden, dass sie auch für kleine Kinder leicht zugänglich sind.

Die Expertin empfiehlt: Bei der Einrichtung auf neutrale Farben setzen.
Die Expertin empfiehlt: Bei der Einrichtung auf neutrale Farben setzen. © (c) Photographee.eu - stock.adobe.com (Photographee.eu)

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„Ab dem 11 und 12 Lebensjahr verschwinden das Spielzeug meist aus den Zimmern“, sagt die Einrichtungsexpertin. Junge Menschen beschäftigen sich dann oft über technische Geräte mit ihren Hobbys. Diese brauchen weniger Platz. Hingegen steigt das Bedürfnis nach der Möglichkeit der Wandgestaltung sowie mehr Stauraum für Kleidung.
6. Gegen die Unruhe
Die Expertin empfiehlt klar auf neutrale Farben zu setzen. Das muss keinesfalls steriles Weiß sein. Schöne Grau- und Beigetöne eignen sich besonders gut. So kann das Zimmer auch mit den Vorlieben der Kinder mitwachsen. „Wünscht sich ein Kind kräftige Farben, sollte man diese in kleinen Akzenten ins Zimmer bringen“, so Schnögass-Mück. Zum Beispiel als Vorhänge, Tagesdecken oder Wand-Tattoos. Diese könne man leicht austauschen, wenn der Geschmack sich ändert. Und: „Farbe spielt auch psychologische eine große Rolle. Ist ein Zimmer bunt und unruhig, fällt es Kindern viel schwerer runterzukommen.“ Auch auf das früher sehr beliebte Vollholz bei Möbeln sollte man verzichten: „Vor allem in kleinen Zimmern kann es drückend schwer wirken.“ Daher gilt es auch bei Möbeln auf neutrale Farben zu setzen.