Wenn etwas kaputt wird, wirft man es weg. So hatte es auch Sascha Johannik gehalten, bis er 2006 nach Westafrika kam. Eine Organisation verschiffte alte, in Bestandteile zerlegte Schulmöbel von Österreich nach Mauretanien. Dort sollte sie der gelernte Tischler für die Kinder vor Ort zusammenbauen. Später zog er weiter nach Burkina Faso, um Holz und alte Gegenstände in Gebrauchsfähiges zu verwandeln. Wieder in der Heimat, vertiefte er sich in das Thema Wiederverwertung, werkte an alten Möbeln im elterlichen Keller zwischen Kisten von Kinderspielzeug - zu einer Zeit, als man hierzulande hinter Upcycling noch einen alpinen Fahrradausflug vermutet hätte.
„Mein Plan war es, zwei Schienen zu fahren“, sagt Sascha Johannik. „Zum einen Upcycling - alte Dinge dem Zweck zu entfremden und etwas Neues daraus zu schaffen“, zum anderen wollte er alte Möbel umgestalten und ihnen zu neuem Glanz verhelfen. Er absolvierte noch das Kolleg für Innenarchitektur und Holztechnik, machte die Matura, mietete sich in der Gemeinschaftswerkstatt Kunstkanal in Wien ein und feilte beständig an seiner Idee: „Ich wollte einfach wieder die Lust auf alte Sachen wecken.“ Als Kolleg-Kollegin Romana Fürst in der Werkstatt andockte, war der Grundstein für das spätere Label „Kellerwerk“ gelegt.
Unikate aus Gegenständen mit Geschichte
In Gemeinschaftsarbeit entstanden immer mehr Unikate aus Möbeln/Gegenständen mit Geschichte. Aus alten Türen wurden neue Tische, Schneiderpuppen zu originellen Lampen, ausgediente Koffer zu Beistelltischen, Röhrenradios zu Hängeschränken. Um alte Schubladen bauten sie ganze Möbelstücke herum. Flohmärkte gerieten zu wahren Fundgruben. Verkauft wurden die umgearbeiteten Stücke dann auf Designmärkten wie Edelstoff oder dem Fesch'markt. Doch mit ein paar Märkten im Jahr kann man wirtschaftlich nicht überleben.
Deshalb der nächste Schritt - ein eigenes Geschäftslokal. Im wahrsten Sinn des Wortes: Eine abgewrackte Bar mit dunkler Holzvertäfelung sollte für die beiden Tischler zum Meisterstück werden. Heute bergen die renovierten Räumlichkeiten in Wien (fast) nur Selbstgefertigtes. Sogar die Regale voller Werke von anderen „Handwerkern“, denen man hier Raum gibt, sind selbst gemacht. Die weiteste Anreise haben Obstschalen aus Ölfässern. Sie stammen aus Burkina Faso.