Rund 800.000 Einträge liefert Google allein beim Schlagwort Architektur Graz. Das digitale Grazer Branchenbuch bringt es immerhin noch auf 329 Einträge. Wer mit einem Architekten bauen will, der optimal zu ihm passt, sucht also nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Haben Sie ein paar zweckdienliche Hinweise für unsere Leser?

MARTINA LEGAT: Meiner Erfahrung nach ist die Mundpropaganda das Wichtigste. Die meisten Leute kommen auf Empfehlung von Freunden oder Bekannten zu einem Architekten. Man kann auch die Medien durchforsten.
MARTIN GRUBER: Die Recherchearbeit bleibt dem Bauherren nicht erspart.

In Wahrheit geht es bei der Architektensuche wohl auch um so profane Dinge wie die geografische Nähe. Welche Distanz zwischen Architekturbüro und Baustelle ist noch sinnvoll?

LEGAT: Für Privatleute ist der finanzielle Aufwand sicher zu groß, wenn es lange Fahrtzeiten gibt.
GRUBER: Ein Radius von 50 Kilometern ist in der Praxis kein Problem.

Umbau und Zubau im Dachgeschoß eines Schlosses: Martina Legat schaffte die Umsetzung der Bauherrenwünsche um ca. 200.000 Euro
Umbau und Zubau im Dachgeschoß eines Schlosses: Martina Legat schaffte die Umsetzung der Bauherrenwünsche um ca. 200.000 Euro © LEGAT-ARCHITEKTUR

Die gängige Meinung ist, dass sich nur Reiche einen Architekten leisten können. Was kostet die Architektenleistung wirklich?

LEGAT: Das regelt die Honorarordnung der Architekten, darin sind alle Leistungen vom Vorentwurf bis zur Bauaufsicht einzeln bewertet. Insgesamt kommt man wohl in etwa auf 10 Prozent der Bausumme. Aber das ist immer auch Verhandlungssache.
GRUBER: Das alte Klischee hält sich hartnäckig, genauso wie die Meinung, dass ein Baumeister die Planung gratis macht, dabei ist sie nur in den Baukosten einkalkuliert.

400 Quadratmeter für eine Familie mit Kindern. Martin Gruber plante ein Hanghaus in Split-Level-Bauweise: drei Geschoße sind in acht Ebenen unterteilt
400 Quadratmeter für eine Familie mit Kindern. Martin Gruber plante ein Hanghaus in Split-Level-Bauweise: drei Geschoße sind in acht Ebenen unterteilt © PLANORAMA

Ist eine Ausschreibung für Privatleute überhaupt denkbar? Kommen bei Kleinprojekten jemals Architekturwettbewerbe vor?

LEGAT: Ehrlich gesagt, zahlt sich das für Kleinprojekte nicht aus. Das Geld, das man dafür benötigt, verwendet man besser fürs Bauen selbst.
GRUBER: Man muss dafür sicher Geld in die Hand nehmen. Die sogenannte einfache Skizze zum Nulltarif gibt es nicht, weil immer schon relativ viel Planungsarbeit drinsteckt.

Was ist nun im Einfamilienhausbereich das beste Argument für einen Architekten?

LEGAT: Ein guter Planer geht auf seine Bauherren so ein, dass am Ende ein Projekt herauskommt, in dem sich die Bewohner wohlfühlen. Dabei geht es unter anderem um Energieeffizienz, Lichteinfall, Blickbeziehungen und Rückzugsräume, die Geborgenheit bieten. Es geht darum, einfühlsam mit der Bausubstanz umzugehen und auf den Ort einzugehen.
GRUBER: Ein guter Architekt rentiert sich zuerst über die Planung und danach über die Kontrolle bei der Ausführung. Letztere garantiert, dass Fehler schneller erkannt werden und dadurch schneller zu beheben sind.

Umbau eines alten Winzerhauses in der Südsteiermark zum modernen Wohnhaus für eine Familie: einer der Entwürfe von Martina Legat
Umbau eines alten Winzerhauses in der Südsteiermark zum modernen Wohnhaus für eine Familie: einer der Entwürfe von Martina Legat © LEGAT ARCHITEKTUR

Begnügen sich die meisten Bauherren mit einem Entwurfsplan oder werden Gesamtpakete bis hin zur Bauaufsicht gewählt?

LEGAT: Das ist unterschiedlich. Die Vorgehensweise wird mit dem Bauherren individuell vereinbart.
GRUBER: Wir machen zu 90 Prozent die Bauaufsicht mit, aber das ist eher untypisch.

Wohnhaus nach einem Entwurf von Martin Gruber: zwei Ebenen für zwei unterschiedliche Nutzungsbereiche – schlafen im Erdgeschoß, wohnen darüber
Wohnhaus nach einem Entwurf von Martin Gruber: zwei Ebenen für zwei unterschiedliche Nutzungsbereiche – schlafen im Erdgeschoß, wohnen darüber © (c) Martin Gruber

Und wenn Bauherr und Architekt mitten im Projekt feststellen, dass sie doch nicht miteinander können?

LEGAT: Eigentlich sollte der Wechsel von einem Planer zu einem anderen relativ harmonisch möglich sein. Erbrachte Leistungen sind freilich immer abzugelten.
GRUBER: Wir haben immer eine Ausstiegsklausel in unseren Verträgen, damit ist klar geregelt, zu welchen Bedingungen die Zusammenarbeit nach dem Vorentwurf beendet werden kann. Ohne solche Vereinbarungen kann der Ausstieg für Bauherren teuer werden.

Wie viel kostenlose Kennenlernzeit zwischen Architekten und Bauherren gibt es eigentlich?

LEGAT: Das erste Gespräch ist immer unentgeltlich.
GRUBER: Und nach dem ersten Gespräch ist ziemlich klar, ob man miteinander kann oder nicht.

Einmal ehrlich: Lohnt es sich mit einem Minibudget und einem kleinen Umbau überhaupt, nach einem Planer zu suchen?

LEGAT: Natürlich, gerade hier ist es wichtig, interessante Raumatmosphären zu schaffen. Man kann auch mit wenig Budget hervorragende Stimmungen erzeugen!
GRUBER: Es gibt seit 2014 für Architekten eigene Leistungs- und Vergütungsmodelle für Kleinstvorhaben, unter dem Titel sogenannter Konsumentenprojekte werden die Architektenleistungen für Bauherren dadurch billiger. Es lohnt sich auf jeden Fall, auch bei Kleinprojekten einen Architekten ins Boot zu holen, weil es hier noch mehr als sonst um die optimale Raumplanung geht. Der teuerste Quadratmeter ist schließlich immer der, der umsonst gebaut wird.

Wie viel kostet ein Quadratmeter Haus in guter Qualität im Schnitt wirklich?

LEGAT: Gute Mittelklasse liegt zwischen 2500 und 3000 Euro pro Quadratmeter.
GRUBER: Unter 2500 Euro brutto ist der Quadratmeter bei guter mittlerer Ausstattung kaum möglich.

Wie lässt sich der Kostenrahmen am besten einhalten?

LEGAT: Die Baukosten sind sehr genau berechenbar, sie steigen nur, wenn der Bauherr in der Ausstattung auf mehr und mehr luxuriöse Elemente besteht.
GRUBER: Am einfachsten sparen lässt sich über die Quadratmeter, also über die Hausgröße und über den Entwurf.