Das Auslaufen staatlicher Unterstützungsprogramme sowie der Stundungen seitens der öffentlichen Hand, Sozialversicherungen und Banken Ende Juni werde eine Trendwende bei den Insolvenzen in Österreich einleiten, glaubt Peter Androsch, geschäftsführender Gesellschafter der Kreditversicherungsmakler Austrian Credit Insurance Counsel (ACIC). Er erwartet, dass „ab dem Zeitpunkt, ab dem heuer die Weihnachtsgelder fällig werden, mit einer Normalisierung an der Insolvenzfront zu rechnen“. Dan würde das langjährige Niveau an Pleiten wieder erreicht werden.

Derzeit würden Insolvenzen „künstlich niedrig gehalten", meint Androsch. „Strukturwandel und -bereinigung finden nicht so statt, wie es sein müsste.“ Kranke Unternehmen, die künstlich am Tropf gehalten werden, würden über Jahre Umsätze abziehen und so gesunde Firmen „anschwärzen“. Die Normalisierung sei daher „wünschenswert und wichtig“.  

Bedeutung von Kunden-Bonität steigt

Österreichische Firmen stünden jetzt „an der Schwelle zu einem zumindest zwei bis drei Jahre andauernden Aufschwung“, erwartet Androsch, neue Geschäftsbeziehungen würden hinzukommen, bestehende ausgebaut. Bonitätsprüfungen und der Überwachung der Kreditwürdigkeit kämen daher wieder besondere Bedeutung zu. „Trotzdem bemerken wir keine signifikant steigende Nachfrage nach Kreditversicherung“, klagt Androsch. Diese versichere nicht nur Ausfälle, sondern biete auch ein ausgeklügeltes Informationssystem.

Nur 8000 Unternehmen sind versichert

Nur rund 8000 heimische Unternehmen, vor allem die größeren, seien gegen Kreditausfälle versichert. Insgesamt beträgt das Volumen der gegen Ausfälle im In- und Ausland gesicherten Lieferungen 56 Milliarden Euro, damit sei jede dritte Lieferforderung in Österreich geschützt (üblicherweise zu Kosten von 0,2 bis 0,4 Prozent des Umsatzes); doch kleinere und mittlere Unternehmungen verzichteten häufig auf eine Kreditversicherung. Für Androsch unverständlich: „Die Blauäugigkeit wird nicht selten mit der Existenz gezahlt.“

In Österreich gibt es vier relevante Anbieter für Kreditversicherungen, Marktführer ist Acredia, eine Tochter der Kontrollbank. „Kreditversicherungen nutzen jene Unternehmen am ehesten, die sie am wenigsten brauchen. Die kleineren und mittleren Firmen verzichten zumeist auf dieses Frühwarnsystem.“