"Da geht überhaupt nichts weiter, für uns ist das total unverständlich" - kritische Unternehmerstimmen dieses Zuschnitts sind derzeit häufiger zu vernehmen. Der Auslöser der Verärgerung? Es geht um die geplanten betrieblichen Impfstraßen, die einst als wichtiges Instrument im Kampf gegen die Pandemie in Aussicht gestellt wurden. Die Wirtschaftskammer (WK) hat allein in der Steiermark Rückmeldungen von 325 Unternehmen (mit einer theoretischen Abdeckungsmöglichkeit von 95.000 Personen) erhalten, die sich bereit erklärt haben, in ihren Betrieben die Infrastruktur und Betriebsärzte für Impfungen zur Verfügung zu stellen. Doch die Umsetzung lässt weiter auf sich warten. "Wir erhalten dazu täglich Anrufe von Betrieben, von großen aber auch kleineren", bestätigt auf Anfrage auch Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor der steirischen WK. Auch er sei in diesen Gesprächen mit viel Unverständnis konfrontiert und der immer wiederkehrenden Frage, warum bei den betrieblichen Impfstraßen jetzt nichts weitergehe, wo doch nun der Impfstoffmangel beseitigt zu sein scheint.

Bekenntnis, aber noch keine Details 

Man stehe dazu im ständigen Austausch mit dem Land. Am Mittwochnachmittag gab es von Landesseite in einem Austausch zwar abermals ein Bekenntnis zum betrieblichen Impfen, Details und einen finalen Zeitplan gibt es aber noch nicht. Dem Vernehmen nach könnte es ab 4. Juni so weit sein. Die Verzögerungen lösen jedenfalls vielerorts Unverständnis aus, zumal in anderen Bundesländern mehr Tempo vorgelegt wird. In Kärnten wird beispielsweise ab kommendem Montag in rund 50 Betrieben geimpft.

Dernoscheg betont: "Es geht uns ja nicht darum, einzelne Betriebe oder Personen vorzuziehen, sondern ganz einfach darum, dass wir hier eine zusätzliche Infrastruktur haben, die den Impffortschritt beschleunigen kann." Das Anmelde-Hemmnis sei in Betrieben geringer, "in Unternehmen ist auch das soziale Gefüge ein zentraler Faktor". Gerade in Hinblick auf ausländische Arbeitskräfte gelte es zudem zu Bedenken, "dass man diese über die Betriebe am besten erreicht", so Dernoscheg. Man dürfe nicht vergessen, dass die Ferienreisezeit nahe und in einigen Betrieben auch die Betriebsferien, "viele Arbeitskräfte fahren dann nach Hause zu ihren Familien, aus Gründen der Vorsicht muss es in unserem Interesse liegen, dass sie entsprechende Impfangebote erhalten und das geht direkt in den Unternehmen am einfachsten". Jene rund 7000 Schlüsselkräfte, die vor allem in exportorientierten Unternehmen in der Steiermark tätig sind und viel mit dem Flugzeug reisen müssen (etwa Monteure oder Mitarbeiter im internationalen Vertrieb) wurden, wie berichtet, bereits durchgeimpft.

Am Dienstag 300.000 Schnelltests zugestellt

Dass die steirische Wirtschaft logistisch mit der Abwicklung klarkommt, stehe außer Frage, so Dernoscheg. Das habe sich dieser Tage erst wieder bei der Bestellung und Zuteilung der Schnelltests für Unternehmen in der Gastronomie und Freizeitwirtschaft gezeigt. "Wir haben am Montag vor einer Woche erfahren, dass wir das koordinieren und abwickeln und das läuft sehr gut." So seien allein am Dienstag 300.000 Schnelltests vom Bundesheer angeliefert worden und von den WK-Regionalstellen sowie Tourismus-Verbänden und einigen Gemeinden ausgeliefert worden.