"Wir haben immer gesagt, gemeinsam oder gar nicht“ – im Vorjahr haben Katrin und Kerstin Hammer schließlich Nägel mit Köpfen gemacht und ihr gemeinsames Unternehmen gegründet: Eine von 4405 Neugründungen im vergangenen Jahr – und mit Sicherheit eine der außergewöhnlichsten. Denn Katrin und Kerstin Hammer sind Zwillingsschwestern, 23 Jahre alt und können schon in jungen Jahren auf bemerkenswerte Lebensläufe zurückblicken. Bis zur Oberstufe erfolgte die schulische Ausbildung der Neo-Unternehmerinnen im Gleichschritt, dann absolvierte Katrin die vierjährige AHS-Oberstufe und Matura im Bischöflichen Gymnasium, während Kerstin die fünfjährige Bulme für Elektrotechnik abgeschlossen hat. Beide haben nach der Reifeprüfung eine Spenglerlehre drangehängt und 2017 auch noch den Meister draufgesetzt. Mit der Spenglerei sind die beiden im elterlichen Betrieb gewissermaßen aufgewachsen.

"In die Selbstständigkeit hineingewachsen"

Die nun von den Schwestern gegründete „Metal Master Production GmbH“ mit Sitz in der Grazer Puchstraße ist auf hochwertige Metall- und Stahlverarbeitung spezialisiert – von Kantteilen über Spenglerprofile bis hin zu Designartikeln, von Standard bis hin zu „total individuell“. Eine entsprechende Produktion haben sich Katrin und Kerstin Hammer bereits in jüngerer Vergangenheit aufgebaut, „beim gemeinsamen Laufen sind wir dann zum Entschluss gekommen, dass es am besten wäre, wenn dieser Teil eigenständig wäre“. Nach und nach seien nämlich auch Aufträge von anderen Unternehmen hereingekommen, „wir sind in die Selbstständigkeit hineingewachsen“, betont Katrin Hammer, die übrigens „nebenbei“ auch noch ein Studium der Betriebswirtschaft absolviert.

Kerstin und Katrin Hammer
Kerstin und Katrin Hammer © (c) Foto Fischer

Im April oder Mai wollen die Schwestern einen eigenen Online-Shop starten, mittelfristig sei auch der Schritt hin zum Arbeitgeberbetrieb ein Thema, betonen die Schwestern.

"Bereit, die Komfortzone zu verlassen"

Dass in der Steiermark immer mehr Frauen Unternehmen gründen, ist ein Trend, der sich seit Jahren zeigt. Auch 2019 war das bei fast jeder zweiten Neugründung (47,8 Prozent) der Fall, wie die Daten der steirischen Wirtschaftskammer zeigen. Dort freut man sich auch über den Umstand, dass im Vorjahr bereits der dritte Gründungsrekord in Folge verbucht werden konnte. Die 4405 Neugründungen entsprechen im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2018 einem Plus von 3,9 Prozent. Inklusive der selbstständigen Personenbetreuer (vor allem Pflegerinnen) waren es in der Steiermark sogar 5996 neu gemeldete Firmen.

WK-Präsident Josef Herk sieht im abermaligen Rekord „ein starkes Zeichen für unsere Wirtschaft, insbesondere in Zeiten einer sich durch internationale Unsicherheiten abkühlenden Konjunktur“. Für die gegenwärtigen Herausforderungen – und vor allem jene der Zukunft – „brauchen wir Menschen, die entscheiden, die Risiken abschätzen und die bereit sind, die Komfortzonen zu verlassen“, so Herk.

"Von Steuer über Start-ups bis zum Businessplan"

Entscheidend für den erfolgreichen Weg in die Selbstständigkeit ist Vorbereitung. In der steirischen WK verweist man auf exakt „7369 intensive Gründerberatungen“, die im Vorjahr im Gründerservice oder den Regionalstellen erfolgt sind. An den 56 Workshops, Trainings und Veranstaltungen, die 2019 angeboten wurden, nahmen 1866 Interessierte teil, wie Michaela Steinwidder, Leiterin des Gründerservice, betont. Die Themenpalette reichte „von Steuer über Start-ups bis hin zu Kundenfokus oder auch Businessplan, dazu kommen noch spezielle Expertensprechtage“.

Auch die Gründe fürs Gründen wurden erhoben. An der Spitze rangiert der Wunsch, „lieber sein eigener Chef zu sein“, das war für 71 Prozent ausschlaggebend. Auch die „flexible Zeit- und Lebensgestaltung“, „die Möglichkeit, Verantwortung im eigenen Unternehmen einzubringen“, sowie „Selbstständigkeit als neue Berufsperspektive“ sind zentrale Motive.