Erst wenn die längerfristigen Inflationserwartungen an den Finanzmärkten nicht mehr mit den Zielen der Europäischen Zentralbank im Einklang stünden, müsse man über mehr Impulse nachdenken, sagte Vizepräsident Luis de Guindos der italienischen Zeitung "Corriere della Sera".

"Das ist noch nicht geschehen, trotz der Tatsache, dass die marktbasierten Inflationserwartungen gesunken sind." Angesichts der Konjunkturabkühlung in der Eurozone und der weit unter dem EZB-Ziel von knapp zwei Prozent liegenden Teuerung hatte die Zentralbank kürzlich die Zinswende weiter aufgeschoben und sich die Tür für eine Zinssenkung sowie andere Optionen offengehalten.

Handelsstreitigkeiten

Sollte es zu einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage kommen, werde die EZB reagieren, sagte de Guindos. Er betonte allerdings, dass die Geldpolitik weitgehend machtlos gegen die Auswirkungen der globalen Handelsstreitigkeiten sei. "Man kann sicherlich die Folgen mit der Geldpolitik abmildern, aber man wird nicht in der Lage sein, diese Art von Problemen mit der Geldpolitik anzugehen und zu beheben."

Da der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld schon seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent liegt, befürchten einige Experten, dass die EZB nicht mehr viel zinspolitischen Spielraum hat, die Konjunktur zusätzlich anzukurbeln.