Die G-20-Gruppe der führenden Industrie-und Schwellenländer hat ihre Mitglieder aufgerufen, den Handelsstreit beizulegen. Der Appell richtet sich vor allem an die USA und China, die sich seit Monaten gegenseitig mit Sonderzöllen überziehen.

Die G-20 könne nur eine Plattform bieten, um eine Lösung zu unterstützen, sagte der Vorsitzende der G-20-Finanzminister, der Argentinier Nicolas Dujovne, am Freitag zum Abschluss des Treffens auf der indonesischen Insel Bali. Letztlich gelte aber: "Die anhaltenden Unstimmigkeiten sollten von den Mitgliedsländern gelöst werden, die direkt davon betroffen sind." Ein Kompromiss sei nötig, weil der internationale Handel wichtig für das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung sei.

Kritik an Yuan-Schwäche

US-Präsident Donald Trump hat den Streit vom Zaun gebrochen, weil er sich im Handel mit China und Europa benachteiligt sieht. US-Finanzminister Steven Mnuchin äußerte in einem Gespräch mit Chinas Notenbankchef Yi Gang Sorgen über die aktuelle Schwäche des Yuan. Eine schwache Währung kann Peking im Handel Vorteile verschaffen. Mnuchin sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Währungsfragen müssten Teil weiterer Handelsgespräche zwischen den USA und China sein. Die Volksrepublik müsse konkrete Vorschläge unterbreiten, wie die Handelsbeziehungen zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt ausgeglichener gestaltet werden könnten.

Trotz der Spannungen stuft das US-Finanzministerium China vorerst nicht als Währungsmanipulator ein. In einem internen Bericht für Mnuchin seien keine derartigen Vorwürfe enthalten, berichteten Politico und Bloomberg unter Berufung auf Insider. China bleibe aber auf der Beobachtungsliste. Es sei möglich, dass der US-Finanzminister die Endfassung des Berichts noch ändere, der am Montag vorgelegt wird.

Chinas Exportüberschuss im Warenaustausch mit den USA ist unterdessen im September auf ein Rekordhoch gestiegen. Er lag bei 34,1 Mrd. Dollar (29 Mrd. Euro) und damit gut 3 Mrd. Doll höher als im August, wie die chinesische Zollbehörde mitteilte. Seit Jahresbeginn summiert sich der Überschuss auf fast 226 Mrd. Dollar - vor einem Jahr waren es noch rund 30 Milliarden weniger.

Versuch der Beruhigung

Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann bemühten sich auf Bali, die Sorgen vor einem Handelskrieg mit einschneidenden Folgen für die Weltwirtschaft zu dämpfen. Das Thema habe bei den G-20-Beratungen zwar eine große Rolle gespielt. Scholz sprach aber auch von Signalen, die Zuversicht vermittelten. Er verwies auf die jüngsten Handelsvereinbarungen der USA mit Mexiko und Kanada. Auch die Handelsgespräche zwischen der EU und den USA liefen "vertrauensvoll und vernünftig". Das lasse keine Zuspitzung erwarten.

Die jüngsten Minus-Zeichen an den Börsen und die etwas schwächeren Wachstumsraten der Weltwirtschaft bezeichnete Weidmann "eher als eine Normalisierung" denn als Zeichen für eine drohende Krise. Der Bundesbankchef forderte jedoch Reformen, um die Wirtschaft zu stärken. Das sogenannte Potenzialwachstum werde in Deutschland aufgrund der demografischen Entwicklung von derzeit etwa 1,5 Prozent auf unter ein Prozent in den nächsten Jahren sinken. Handlungsbedarf sieht Scholz zum Beispiel bei der hohen Verschuldung in vielen Ländern. "Unsere Vorstellung ist, dass es da mehr Transparenz geben muss und auch gemeinsame Verhaltensregeln."