Unter dem Schlagwort "Hands-on" werden oft neue Technologien erlebnishaft vermittelt. "Hands-off" hieß es hingegen am Dienstag im Hafen Wien bei der Demonstration eines selbstfahrenden Autos des Grazer Forschungszentrums "Virtual Vehicle" (vif). Während solche Präsentationen oft nahe am Schritttempo ablaufen, absolvierte das vif-Auto einen Parcours rasch und zeigte sich beim Ausweichen sicher.

Ihren "Automated Drive Demonstrator" (AD Demonstrator), einen umgebauten Ford Mondeo Hybrid, brachten die Grazer Experten im Rahmen der Verkehrsforschungskonferenz Transport Research Arena (TRA) (bis 19. April, Messe Wien) nach Wien. Bei der größten Zusammenkunft ihrer Art in Europa tauschen sich rund 3000 Forscher über neue Entwicklungen aus allen Verkehrsbereichen aus.

Hands-off hieß es bei der Verkehrsforschungskonferenz
Hands-off hieß es bei der Verkehrsforschungskonferenz © APA

Den Grazer AD Demonstrator gibt es momentan in zweifacher Ausführung, die Fahrzeuge des 2003 in der steirischen Landeshauptstadt gegründeten vif, das mittlerweile rund 225 Mitarbeiter zählt, dienen als Forschungsplattform für die Automobilindustrie. Ein Bildschirm neben dem Lenkrad zeigt, wie das System die Umwelt wahrnimmt. Sonst unterscheidet sich das Cockpit kaum vom Serienmodell.

Autonomes Autofahren: Grazer Forscher testen "Hands-off" in Wien

Am Fahrersitz ist das Anforderungsprofil jedoch ein anderes: Statt Lenken, Gasgeben, Schalten und Bremsen heißt es für Markus Schratter, Senior Researcher bei vif und einer von drei vom Verkehrsministerium zugelassenen Testfahrern, Beobachten und Erklären. Schratter legte die Hände auf die Oberschenkel während das Auto anfährt. Bei der Fahrt über die eigens abgesteckte Demonstrationsstrecke geht es durchaus rasant zu.

Die demonstrative Gelassenheit des Forschers wirkt ansteckend, die anfängliche leichte Verkrampfung am Beifahrersitz weicht mit jedem Meter. Fernab vom Schritttempo manövriert sich das Auto zwischen teils eng gesetzten Leitkegeln hindurch und korrigiert seine ursprünglich geplante Route im Angesicht eines Pappkameraden in Menschengestalt.

Eigenes Betriebssystem

Die Experten haben mit zahlreichen Industriepartnern ein eigenes Betriebssystem entwickelt, das mit der Bordelektronik verbunden ist. Seit rund einem Jahr arbeiten sie an diesem Versuchsfahrzeug, erklärte Schratter der APA. Die Algorithmen und intelligenten Computersysteme verarbeiten zahlreiche Informationen aus sechs in alle Richtungen blickenden Kameras, sechs Radarsensoren, einem Laserscanner am Dach und GPS-Informationen. Der Datenstrom läuft in der Rechenplattform "Drive PX2" der Firma NVIDIA im Kofferraum zusammen. Das Fahrzeug verfügt über ein eingebautes ADAS-Kit (Advanced Driver Assistance System; deutsch: Fahrassistenzsystem) des US-Unternehmens Dataspeed Inc. mit dem alle zum Fahren notwendigen Systeme angesteuert werden.

Da das improvisierte Wiener Testgelände keine übliche Straßenumgebung bietet, orientiert sich der Demonstrator an zuvor festgelegten Punkten, "die dann kontinuierlich vom System angefahren werden", sagte Schratter. Am Bildschirm wird sichtbar, was das System "sieht". Verkehrsschilder oder der Umgebungsverkehr werden erkannt, ebenso Fußgänger, die sich am Gelände befinden.