"Wie sieht das Projekt unserer Gesellschaft aus oder sind wir eine Gesellschaft mit no future?", fragte der deutsche Historiker und Bestseller-Autor Philipp Blom in den vollbesetzten Saal im Messe Congress Graz.
Seine pointierte Grundsatzrede war der Auftakt zum zehnten Zukunftstag der steirischen Wirtschaft, an dem man sich mit der Frage auseinandersetzte: Wie resilient müssen Unternehmen sein, um angesichts zahlreicher großer Herausforderungen in Zukunft bestehen zu können?
1000 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik waren live vor Ort.
Blom führte, begleitet von historischen Fakten, Anekdoten und aktuellen Geschehnissen, aus, wann und warum eine Gesellschaft nicht überleben könne. Seine Schlussfolgerungen? Die Versprechen der Nachkriegszeit, dass es immer besser werde, seien nicht mehr gültig. Genauso wie unbeschränktes Wachstum.
Und: "Seit 1990 haben mehr fossile Energie abgebrannt als in der ganzen Menschheitsgeschichte davor. 30 Fußballfelder werden pro Minute abgeholzt in unserem Hunger nach Soja."
Sein Rat: "Wir können ohne fossile Brennstoffe leben, aber nicht ohne Fantasie." Dekarbonisierung und ein anderes Wirtschaften seien Schlagworte. "Wir stehen an einem Moment, an dem wir glauben, wir hätten die Zukunft verloren, aber wir können sie zurückerobern."
Georg Knill, IV-Präsident, formulierte klar seine Standpunkte. Etwa zur Krise. "Wir sind aus jeder Krise gestärkt gekommen." Zur letzten Generation sagte er: "Unverständlich, dass sie sich so nennt, aber so viele Möglichkeiten hat wie nie zuvor."
Ein Seitenhieb auf die Politik fehlte nicht: "Ich kenne keine Partei, die ein plausibles Energiekonzept hat."
Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl fokussierte sich auf drei Begriffe für eine bessere Zukunft. "Visionäre Ideen, flexible Organisationen, Zuversicht, genau das bringt die steirische Wirtschaft mit. Wir sind eine der innovativsten Regionen in Europa."
Gerlinde Kaltenbrunner, die als erste Frau weltweit alle 14 Achttausender ohne Zuhilfenahme von Sauerstoff und Hochträgern bestiegen hat, berichtete in ihrem Vortrag über die Notwendigkeit von Resilienz, um Projekte erfolgreich meistern zu können. Dabei spiele Selbstreflexion eine wesentliche Rolle: "Das eigene Handeln ganz aufrichtig zu hinterfragen. Was mache ich hier, warum und wie; was kann ich das nächste Mal besser oder anders machen, wie flexibel bin ich? Wesentlich ist hier, nicht mit dem Vergangenen zu hadern oder sich für Fehler zu verurteilen. Das bringt überhaupt nichts und kostet wiederum immens viel Energie. Wir haben es in der Hand, zu entscheiden, worauf wir unseren Fokus legen", so Kaltenbrunner.
Der Zukunftstag der steirischen Wirtschaft wird von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und der Steirischen Tourismus und Standortmarketing GmbH (STG) organisiert.