Trotz Coronakrise und Lockdown schaut es am steirischen Lehrstellenmarkt offenbar gut aus: Im Baubereich hat sich die Zahl der Meldungen zu Lehrstellen als auch die Zahl tatsächlich begonnener Lehrlingsausbildungen erhöht - obwohl etwa ein Bau-Casting abgesagt werden musste. Man bemerke einen verstärkten Trend, dass mehr Betriebe in die Lehrlingsausbildung einsteigen würden, wie es am Donnerstag aus der Wirtschaftskammer Steiermark auf Anfrage hieß.

Das Lehrlingscasting des Baugewerbes - ursprünglich für den 25. November geplant und in allen Bundesländern veranstaltet - wurde schon vor der Ankündigung des vierten Lockdowns abgesagt, wie die WK Steiermark am Donnerstag in einer Aussendung am Donnerstag mitteilte. Gemeldet hatte sich eine Rekordzahl an Schülerinnen und Schülern, nämlich 225 aus Polytechnischen Schulen. Zum Vergleich: 2019 gab es rund 100 Meldungen, wie Walther Wessiak von der steirischen Landesinnung Bau sagte.

Mit Stichtag 31. Oktober dieses Jahres waren dagegen 209 Lehrlinge im ersten Lehrjahr in den Bauberufen. 75 davon kamen direkt aus den Castings. Die Polytechnischen Schulen spielen bei der Nachwuchssuche eine besondere Rolle, da sie sehr viele sogenannte Bauklassen haben. Das steirische Lehrlingscasting für den Bau soll am 21. April 2022 nachgeholt werden, am selben Tag wird der Landeswettbewerb der Polys veranstaltet. Dabei entsendet jede Schule ein bis zwei Schülerinnen und Schüler. Gewinner nehmen am Bundeswettbewerb teil, der im Juni 2022 - zum ersten Mal in der Steiermark - in Feldbach stattfinden wird.

In den Bau-Lehrberufen sind aktuell 577 junge Menschen in Ausbildung, im Vergleich zu 502 im Jahr 2020, beschrieb Wessiak eine Steigerung von rund 15 Prozent. Die Lehrberufe am Bau umfassen die Bereiche Hochbau, Tiefbau, Betonbau sowie bautechnische Assistenz und bautechnischer Zeichner.

"Viel mehr Betriebe, die ausbilden"

Der Leiter der Lehrlingsstelle der steirischen Wirtschaftskammer, Gottfried Krainer, sah aus allen Bereichen grundsätzlich gute Signale, auch was das Interesse der Betriebe zur Lehrlingsausbildung betreffe. "Wir haben nun viel mehr Betriebe, die ausbilden. Viele sehen das als Möglichkeit, selbst den Fachkräftemangel zu bekämpfen, außerdem fördert es die Bindung von Auszubildenden an den Betrieb", sagte Krainer zur APA. Die Verweildauer sei hoch, nur zwischen sieben bis acht Prozent würden - von der Probezeit abgesehen - aus der Lehre aussteigen.

In "dem" klassischen steirischen Beruf, dem Metallerbereich, habe die Zahl an Ausbildungsstellen und Lehrlingen zuletzt wieder stark zugenommen. Interessant dabei: "Bei den weiblichen Lehrkräften stehen Metallerberufe an der vierten Stelle der beliebtesten Ausbildungsplatze", sagte Krainer.

Sowohl die Zahlen der Lehranfänger (von 4412 auf 4671) als auch die Zahl der Lehrbetriebe (von 4866 auf 4904) wurden laut steirischer Wirtschaftskammer gegenüber 2020 mit Stand Anfang September 2021 gesteigert. Aktuell absolvieren insgesamt 14.197 Jugendliche in der Steiermark eine Lehrausbildung. Wobei es wie etwa in Gastronomie und Hotellerie, aber auch den körpernahen Dienstleistungen wie Friseuren die inzwischen seit eineinhalb Jahren bekannte Probleme von alltäglichen Coronamaßnahmen bis Lockdown gibt, die die Lehrlingsausbildung immer wieder einschränken. "Im Gastro- und Hotelleriebereich zeigt die Nachfrage nach Lehrstellen nach oben. Mit drei Wochen Lockdown kommen wir noch zurecht, ein längerer Lockdown hätte dann wohl aber Einfluss", resümierte Krainer.