1998 war Österreich seit drei Jahren EU-Mitglied, gezahlt wurde noch mit dem "Alpendollar", der Schilling war die heimische Währung, der Euro gerade einmal auf Schienen gelegt. Es war das Jahr, in dem die Riegerbank AG in die Pleite schlitterte, damals eine spektakuläre "Milliardenpleite". Das Insolvenzverfahren sollte sich als der am längsten andauernde Bankkonkurs Österreichs erweisen, das Verfahren wird voraussichtlich heuer beendet werden - nach 23 Jahren.

Der Wirtschaftskrimi beschäftigte die Gerichte intensivst. Jahrelang prozessierte der Masseverwalter gegen einen Ex-Aufsichtsratschef, der 2012 vom Vorwurf der Erpressung freigesprochen wurde, dem aber Beteiligung an betrügerischer Krida vorgeworfen wurde.

88,4 Millionen Euro Passiva

In dem am 27. Oktober 1998 eröffneten Konkursverfahren wurden laut Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) letztlich Forderungen von 1316 Gläubigern in der Höhe von 88,421.453,82 Euro anerkannt.

Im Zuge des Insolvenzverfahrens konnte noch vor der Einführung des Euros erfolgreich ein Teil des vorhandenen Wechselstubennetzes verwertet werden. Umfangreiche Anfechtungsansprüche und
Schadenersatzansprüche wurden von den Kreditschützern für die Masse einbringlich gemacht werden. Während des Verfahrens haben
zahlreiche Gläubiger Abfindungserklärungen mit der Republik Österreich abgeschlossen und an sie ihre Forderungen abgetreten. Bezüglich dieser Forderungen erfolgt die Auszahlung der letzten Quote daher an die Republik Österreich, meldet der AKV.

0,59 Prozent als "Nachschlag" für Gläubiger

Anlässlich der Verfahrensbeendigung wird nochmals eine Quote von 0,590532 Prozent ausgeschüttet werden, sodass im Konkursverfahren der Riegerbank AG insgesamt eine Konkursquote von 9,39 Prozent
erzielt werden wird, nachdem bereits in den Jahren 2000 und 2002 im Rahmen von zwei Zwischenverteilungen zu je 4,4 Prozent eine Quote von insgesamt 8,8 Prozent an die Gläubiger verteilt wurde. Nach der Pleite war noch von Quoten zwischen 20 und Prozent, ja teilweise sogar über 60 Prozent die Rede.

Höchste Verbindlichkeiten: Mattersburg Bank

Mit den bisher höchsten Verbindlichkeiten ging im vergangenen Jahr die Commerzialbank Mattersburg im Burgenland AG - so der volle Name - pleite. Bisher wurden Verbindlichkeiten in der Höhe von 611 Millionen Euro anerkannt.

Konkurse von Kreditinstituten der letzten 30 Jahre:

Bank für Handel und Industrie AG (1995): 157,8 Millionen Euro Passiva

Riegerbank AG (1998): 88,4 Millionen Euro Passiva

Diskont Bank AG (1998): 73 Millionen Euro Passiva

Trigon Bank AG (2001): 44,4 Millionen Euro Passiva

New Bank Ltd (2007): 2,9 Millionen Euro Passiva

Commerzialbank Mattersburg (2020): 623,5 Millionen Euro Passiva

Anglo Austrian AAB AG (ehem. Meinl Bank, 2020): 153,2 Millionen Euro Passiva