Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hält an ihrer historisch lockeren Geldpolitik fest. Der Leitzins verbleibt wie erwartet auf dem sehr niedrigen Niveau von 0,0 bis 0,25 Prozent. Dies sei angesichts der Lage am Arbeitsmarkt und der langfristig niedrigen Inflationsrate angemessen, erklärte die Zentralbank am Mittwoch.

Auch die Wertpapierkäufe in Höhe von rund 120 Milliarden US-Dollar (99,3 Milliarden  Euro) im Monat zur Stützung der Konjunktur werden weitergehen. Analysten hatten vor der Fed-Entscheidung damit gerechnet, dass die Notenbank an in ihrem bisherigen Kurs festhalten würde. Die Fed hat bereits mit einer beispiellosen Lockerung ihrer Geldpolitik reagiert, um die Konjunktur der weltgrößten Volkswirtschaft in der Corona-Krise zu stützen.

Eine Debatte über die Rückführung der extrem lockeren Geldpolitik in den USA ist nach Worten von US-Notenbankchef Jerome Powell verfrüht. Gefragt nach dieser an den Finanzmärkten laufenden Diskussion, sagte Powell am Mittwoch nach der Zinssitzung in Washington: "Nein, es ist noch nicht soweit." Man werde die Öffentlichkeit wissen lassen, wann eine solche Debatte angezeigt sei. Dies werde deutlich vor einer entsprechenden geldpolitischen Entscheidung geschehen.

Inflation zuletzt gestiegen, Wirtschaft zieht an

Die Fed gibt sich etwas zuversichtlicher für die wirtschaftliche Entwicklung in den USA. In Anbetracht von Fortschritten in der Corona-Impfkampagne und starker staatlicher Unterstützung hätten sich die Indikatoren für die wirtschaftliche Aktivität und die Beschäftigung verbessert, teilte die Fed nach ihrer Zinssitzung mit. Die Wirtschaftsbereiche, die von der Pandemie besonders betroffen seien, entwickelten sich zwar immer noch schwach. Allerdings habe es auch in diesen Bereichen Verbesserungen gegeben.

Die zuletzt deutlich gestiegene Inflation führt die Notenbank überwiegend auf temporäre Faktoren zurück. Die Corona-Pandemie stelle ein Risiko für den wirtschaftlichen Ausblick dar. Auch diese Formulierung ist etwas günstiger als eine entsprechende Passage nach der vorherigen Zinssitzung, als von einer erheblichen Belastung durch die Pandemie die Rede gewesen war. Zuletzt hatten die meisten Wirtschaftsdaten ein günstiges Bild gezeichnet und eine deutliche konjunkturelle Erholung nahegelegt. Der Euro stieg nach der Bekanntgabe auf ein Tageshoch von 1,2104 Dollar, weil sich die US-Währung abschwächte.

Der US-Konjunkturmotor dürfte bereits zu Jahresbeginn wieder kräftig auf Touren gekommen sein: Für die am Donnerstag anstehenden Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal erwarten von Reuters befragte Experten mit einem aufs Jahr hochgerechneten Plus von 6,1 Prozent, nach einem Zuwachs von 4,3 Prozent Ende 2020.

"Noch hält die US-Notenbank ihre Hand fern vom Hahn, der den üppigen Liquiditätszufluss für die Wirtschaft und Finanzmärkte drosseln könnte. Doch die Diskussion um ein Tapering wird in den kommenden Wochen intensiver werden", so Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. In der zweiten Jahreshälfte werde die Fed über eine Neuausrichtung ihres geldpolitischen Kurses entscheiden und 2022 ihre umfangreichen Wertpapierkäufe schrittweise verringern.