Der Mayr-Melnhof-Konzern will massiv wachsen und kauft dafür um 425 Millionen Euro den finnischen Kartonhersteller Kotkamills in Südfinnland. Mit dem Unternehmen, das 500 Mitarbeiter beschäftigt, gelingt Mayr-Melnhof ein großer Schritt, um in den nächsten Jahren am Verpackungsmarkt vom Kampf gegen Plastik zu profitieren. Denn eine große Kartonmaschine von Kotkamills stellt einen speziellen Karton für Lebenmittel her, der Plastikbeutel innerhalb von Schachteln überflüssig macht, wie sie beispielsweise bei Müslis oder Cornflakes üblich sind.

Auch die zweite Kotka-Sparte, die Produktion von Kraftpapier, passt Mayr-Melnhof offenbar bestens in Konzept, wie Konzernchef Peter Oswald am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz ausführte. "Das ist noch ein kleines, aber neues Kerngeschäft von uns," so Oswald. Mit Kotka kauft MM jetzt weltweit die aktuelle Nummer Drei am Markt bei Kraftpapier, das vor allem in der Laminaterzeugung verwendet wird.

Die Gesamtkapazität der finnischen Kotkamills, deren Kauf Mitte des kommenden Jahres endgültig abgeschlossen werden soll, ist mit 570.000 Jahrestonnen genauso groß wie jene im Stammwerk Frohnleiten. Frohnleiten ist bisher die mit Abstand größte Produktion innerhalb des Konzerns. Mit einer Investition von rund hundert Millionen Euro wird Frohnleiten in den kommenden zwei Jahren hochgerüstet, auch weil die beiden Maschinen in Spitzenzeiten praktisch immer bis an die Grenzen vollausgelastet sind.

Dagegen hatten die Finnen in den vergangenen Jahren Auslastungsprobleme: Der Neuaufbau einer Maschine für das neue Food Service Board (FSB) für plastikfreie Lebensmittelverpackungen kostete 180 Millionen Euro. Die Maschine ist auf 400.000 Tonnen ausgelegt. Zuletzt wurden aber nur 260.000 Tonnen abgesetzt. "Inzwischen ist man bei 280.000 bis 290.000 Tonnen", erklärt Oswald. Man werde bald deutliche Verbesserungen erzielen können. Zuletzt machte Kotkamills 380 Millionen Euro Umsatz.

"In der Bio-Beschichtung ist Kotka führend"

Die Maschine sei die einzige in Europa für Barriere-Kartonlösungen, die Kunststoffe oder Kunststoffbeschichtungen ersetzen können. "In der Bio-Beschichtung ist Kotka führend", so Oswald. Man habe nun die besten Voraussetzungen für eine Transition von Plastik zu Karton. Der "Flaschenhals" bei Kotkamills sei der Verkauf gewesen. MM sei mit seinem globalen Vertriebssnetz bestens aufgestellt. Kotka liegt direkt am Meer, ist also auch für Übersee-Exporte nach Asien oder in die USA geeignet. Für die volle Kapazitätauslastung will sich MM aber notfalls mehrere Jahre Zeit lassen. Als ein Erfolgrezept des an der Börse notierten Familienunternehmens gilt schließlich hohe Preisstabilität und entsprechende Profitabilität. 

Der Zukauf bedeutet für Mayr-Melnhof allerdings auch etwas völlig Neues: Bisher ist das Unternehmen Europas größter Hersteller von Recycling-Karton. Kotkamills verarbeitet frische Zellulose-Fasern. Oswald sieht das als gute Ergänzung zum Produktprogramm.