Im Vorfeld der Gesellschafterversammlung des Tiroler Kristallkonzerns Swarovski am Freitag hat die Geschäftsführung und der Beirat erneut beruhigt und wiederholt ein klares Bekenntnis zum Standort Wattens abgegeben. Indes hielten die Beschäftigten eine Mahnwache gegen den geplanten Stellenabbau ab. Rund 300 bis 400 Personen hatten sich in Wattens versammelt.

Die Mitarbeiter zogen still und mit Schutzmasken ausgestattet vom Portier der Swarovski-Zentrale über die Swarovski-Straße zum Marie Swarovski Haus, wo die Versammlung stattfand. Auf Plakaten war etwa "Kein Macht-Poker auf dem Rücken der Belegschaft", "Jeder Arbeitsplatz hat ein Gesicht", "Wir sind Swarovski" oder "Bitte sagt Nein zum Weggang" zu lesen.

"Super, dass ihr da seid"

Vor dem Tor zum Marie Swarovski Haus sprachen einige Swarovski-Familienmitglieder mit den "Demonstranten" und begrüßten sie mit den Worten "Super, dass ihr da seid". Daniel Swarovski sagte zu den Beschäftigten: "Wir wollen, dass Wattens absolut abgesichert ist", und Nadja Swarovski meinte: "Wir stehen für Wattens". Dazu, wie glaubhaft diese Aussagen waren, gingen die Meinungen bei den versammelten Beschäftigten auseinander. Gegen 9.00 Uhr löste sich die Mahnwache dann zunehmend auf.

Der Kristallkonzern hatte im Juli angekündigt, im Herbst in Wattens von den derzeit noch bestehenden 4600 Stellen weitere 1000 abzubauen. Mittelfristig würden am Hauptsitz rund 3000 Menschen beschäftigt sein. Denn bis 2022 soll sich der Mitarbeiterstand noch einmal um 600 Stellen verringern. Dabei handle es sich jedoch um keine Verlagerung, sondern um eine "zwar schmerzliche, aber notwendige" Redimensionierung und Kapazitätsanpassung, die nicht nur Wattens treffe sondern weltweit über alle Standorte hinweg durchgeführt wird, erklärte die Geschäftsführung zu dem Stellenabbau am Freitag in einer Aussendung.

Gerüchte um Abwanderung "klar zurückgewiesen"

Die Gerüchte über eine mögliche, schrittweise Abwanderung in die Schweiz oder gar Schließung des Standortes wurden von der Geschäftsführung erneut "klar zurückgewiesen". "Auch das Vehikel, welches die Gruppe zukünftig bündelt, wird weiterhin den Sitz in Tirol haben", hieß es. An den Plänen zur Überarbeitung der rechtlichen Struktur des Unternehmens sowie der bereits gestarteten strategischen Neuausrichtung soll festgehalten werden.

In den vergangenen Tagen waren Mitglieder der Familiendynastie vor den Vorhang geschritten und hatten sich angesichts ebenjener geplanten Strukturreform alarmiert gezeigt. Sie fürchteten eine De-facto-Aufgabe von Wattens als Hauptstandort des Unternehmens. "Selbstverständlich gibt es bei über 80 Gesellschaftern Meinungsdiversität, nicht zuletzt deshalb, weil es auch auf Gesellschafterseite zu Einschnitten kommen wird. Die große Mehrheit inklusive der Geschäftsführung steht hinter dem eingeschlagenen Weg und trägt ihn vollinhaltlich mit. Es ist uns jedoch wichtig, möglichst alle Familienmitglieder einzubinden und mitzunehmen", meinte Vorstandschef Robert Buchbauer. Die Gesellschafterversammlung soll den ganzen Tag über dauern.