Paukenschlag bei der deutschen Commerzbank: Nach einem heftigen Streit um die künftige Strategie der Bank nehmen sowohl Vorstandschef Martin Zielke als auch Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann ihren Hut. "Ich möchte damit den Weg für einen Neuanfang freimachen", erklärte Zielke. "Die Bank braucht eine tiefgreifende Transformation und dafür einen neuen CEO, der vom Kapitalmarkt auch die notwendige Zeit für die Umsetzung einer Strategie bekommt."

Der 57-Jährige steht seit 2016 an der Spitze der Commerzbank. Nach den gescheiterten Fusionsgesprächen mit der Deutschen Bank im Frühjahr 2019, die Zielke vorangetrieben hatte, stellte er im Herbst einen neue Strategie vor. Mit diesem Weg werde die Bank aus eigener Kraft im harten Wettbewerb bestehen. Doch Aufseher und Investoren ließen an den Plänen kein gutes Haar, sie seien zu wenig ambitioniert. Zielke hatte sie als "realistisch" verteidigt, nachdem die Bank zahlreiche Ziele ihrer alten Strategie verfehlt hatte. Doch die Kritik ließ nicht nach, auch der deutsche Bund - mit 15,6 Prozent größter Aktionär des Geldhauses - forderte höhere Vorgaben.

Weniger Jobs, weniger Filialen

Seit Monaten feilt die Commerzbank daher an neuen Plänen, die sie spätestens mit den Zahlen zum zweiten Quartal Anfang August präsentieren wird. Klar ist schon heute: Dem verschärften Sparkurs werden deutlich mehr Jobs und Filialen zum Opfer fallen als geplant. Einem Insider zufolge ist der Abbau von weiteren 7.000 Stellen in der Diskussion, die zu der bereits im vergangenen Herbst angekündigten Streichung von 4300 Arbeitsplätzen bis 2023 hinzukämen. Damit ist jede vierte Stelle bei dem Konzern bedroht. Zudem steht die Schließung von 400 der 1000 Commerzbank-Filialen im Raum - damit würden doppelt so viele wegfallen wie bisher geplant.

Der US-Finanzinvestor Cerberus, mit fünf Prozent zweitgrößter Aktionär der Commerzbank, hatte in den vergangenen Wochen seinen Unmut über die fehlenden Fortschritte beim Konzernumbau und den dümpelnden Aktienkurs Luft gemacht. Das erhöhte den Druck auf das Management weiter. Nun zog Zielke die Konsequenzen: "So erkennbar die strategischen Fortschritte sind, so unbefriedigend war und ist die finanzielle Performance der Bank. Und dafür trage ich als CEO die Verantwortung", sagte er. Das deutsche Finanzministerium erklärte, der Bund sei an einer starken und zukunftsträchtigen Commerzbank interessiert und stehe voll hinter seinem Engagement. Zielke und Schmittmann hätten große Verdienste um den Finanzstandort Deutschland erworben.

Auch Schmittmann beugt sich dem Druck der Investoren. "Die Strategie Commerzbank 5.0 hat keine ausreichende Akzeptanz im Kapitalmarkt gefunden. Das zeigt der Aktienkurs", sagte Schmittmann. Deshalb werde er sein Amt zum 3. August niederlegen. "Der Bank, dem Vorstandsteam und den Mitarbeitern stehen tiefgreifende Veränderungen bevor. Das wird viel Kraft und Anstrengungen kosten und sollte frei sein von immer wieder aufflammenden Personaldebatten und Diskussionen."

Ein Datum für Zielkes Abgang stehe noch nicht fest, doch werde sein Vertrag spätestens Ende des Jahres beendet, teilte die Commerzbank am Freitag mit. Der Aufsichtsrat werde dazu in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch einen Beschluss fassen.