Die deutsche AUA-Mutter Lufthansa dreht vorerst eine Warteschleife: Der Aufsichtsrat der Fluggesellschaft hat am Mittwoch die Entscheidung zur Annahme des staatlichen Rettungspakets über 9 Milliarden Euro vertagt. Als Grund nannte der Konzern mögliche Auflagen der EU-Kommission, die bei einer Staatshilfe die Start- und Landerechte an verschiedenen Flughäfen überprüfen könnte. Die Aktie gab nach.

Damit würde die Drehkreuzfunktion an den Heimatflughäfen Frankfurt und München geschwächt, argumentieren die Aufsichtsräte und wollen die möglichen Folgen sowie Alternativszenarien prüfen. Hierfür ist bisher allein eine Insolvenz in Eigenverwaltung als sogenanntes Schutzschirmverfahren genannt worden.

Große Probleme der Ryanair-Tochter Lauda

Große Probleme gibt es auch bei der Ryanair-Tochter Lauda, die - neben der größten Basis Wien - in Deutschland an den Flughäfen Stuttgart und Düsseldorf aktiv war, berichtete Verdi. Die Basis in Wien soll nach einem heftigen Streit mit der Gewerkschaft Vida geschlossen werden. Heute, Mittwochnachmittag, wollte man nochmals reden.

Keine Gehälter für Lauda-Beschäftigte

Die Lauda-Geschäftsleitung hat den Beschäftigten der deutschen Standorte mitgeteilt, dass im Mai keine Gehälter ausgezahlt werden könnten. Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht.

"Schwächung der Drehkreuzfunktion"

Bei der Lufthansa hat indes der Aufsichtsrat die Auflagen der EU-Kommission zur Kenntnis genommen. Sie würden eine Schwächung der Drehkreuzfunktion an den Heimatflughäfen der Lufthansa in Frankfurt und München zur Folge haben, hieß es in einer Pflichtmitteilung am Nachmittag.

Alternativszenarien prüfen

Die daraus resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen auf das Unternehmen Lufthansa und die vorgesehene Rückführung der Stabilisierungsmaßnahmen sowie mögliche Alternativszenarien müssten intensiv geprüft werden.

"Vor diesem Hintergrund hat der Aufsichtsrat dem Stabilisierungspaket in Zusammenhang mit den EU-Auflagen nicht zustimmen können", schrieb der Konzern am Mittwoch. Zur Aufrechterhaltung der Solvenz stuft der Aufsichtsrat Stabilisierungsmaßnahmen des deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) aber weiter als die einzig gangbare Alternative ein.

Sozialdumping-Vorwurf gegen Ryanair

An anderer Stelle gab es ebenfalls Schlagzeilen: Nach der heftigen Kritik von Ryanair-Chef Michael O'Leary an den geplanten Lufthansa-Staatshilfen geriet am Mittwoch der irische Billigflieger selbst in die Kritik. Deutsche Gewerkschaften sehen Tausende tarifgebundene Arbeitsplätze in Gefahr und werfen den Iren vor, die Krise zum Sozialdumping zu missbrauchen.

Europas größter Billigflieger wolle beispielsweise bei der in Deutschland aktiven Tochter Malta Air die bestehenden Tarifverträge unterlaufen und bis zu 1200 Kabinenbeschäftigte entlassen, erklärte die Gewerkschaft Verdi am Mittwoch in Berlin. Anschließend sollten die teils schon seit mehr als zehn Jahren dort Beschäftigten zu Dumping-Konditionen wiedereingestellt werden.