Die Coronakrise hält uns in Atem. Teile der Wirtschaft wurden in eine Art künstlichen Tiefschlaf versetzt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Dass damit Österreich 2020 in eine – möglicherweise tiefe, hoffentlich aber kurze – Rezession gestürzt wird, ist unvermeidlich.

Natürlich sind die Entscheidungen über die Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität – das Schließen von Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben sowie Geschäften – und das Schließen von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen nicht alternativlos. Maßnahmen haben immer Alternativen. Meist ist das politische Problem ja nicht, dass es zu wenige Alternativen gibt, sondern viel zu viele. Aber fast alle Experten sind sich einige, dass andere Alternativen als das Herunterfahren der wirtschaftlichen Aktivität, gemeinsam mit einer starken Reduzierung der physischen Kontakte, zu weitaus höheren gesamtgesellschaftlichen Kosten führen würden. Ich sehe das genauso. In der vierteljährlichen öffentlichen Vorstellung ihrer voneinander unabhängigen Prognosen haben das Institut für Höhere Studien und das Wirtschaftsforschungsinstitut dargelegt, dass Österreichs Wirtschaft dieses Jahr substanziell schrumpfen wird, um mindestens zwei Prozent, die Arbeitslosigkeit kurzfristig sehr stark steigen wird und das Budgetdefizit 2020 nach oben schnellen wird.

Welche Ausstiegsszenarien aus der aktuellen Situation gibt es? Im Idealfall springen nach Ostern jene Bereiche der Wirtschaft, die in den Tiefschlaf versetzt wurden, wie bei einem Kaltstart eines Motors rasch an. Das würde ein Aufholen und teilweises Nachholen von Konsum und Investitionen ermöglichen und die Rezession wäre weniger tief. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass ein solches Idealszenario aus epidemiologischen Gründen nicht funktioniert, weil sich sonst die Infektion wieder stark ausbreiten könnte. Das Kaltstart-Szenario müsste aber als Referenzpunkt dienen: Wenn eine Lockerung medizinisch denkbar ist, sollte man möglichst nahe an dieses Szenario herankommen.

Martin G. Kocher leitet das Institut für Höhere Studien in Wien und ist Professor an der Universität Wien.