Die Ermittlungen zur Bestellung des - inzwischen abgelösten - Casinos-Finanzvorstands Peter Sidlo (FPÖ) haben die Fronten im Streit der drei Großaktionäre Sazka, Republik Österreich (ÖBAG) und Novomatic verschoben. Am Dienstag ist es dann Schlag auf Schlag gekommen: Die tschechische Sazka-Gruppe übernimmt den Novomatic-Anteil und ebnet damit den Weg zum Mehrheitseigner der Casinos Austria (Casag).

"Die Novomatic AG hat heute eine Vereinbarung über den Verkauf ihres 17,19 Prozent großen Casag-Anteils mit der Sazka Group geschlossen", teilte Novomatic am Dienstag zu Mittag mit, während zur gleichen Zeit wegen der Causa Sidlo eine außerordentliche Hauptversammlung geplant war - diese wurde aber kurzfristig abgesagt. Ursprünglich wollte Sazka mit dem Aktionärstreffen Sidlo das Vertrauen entziehen.

Aktionäre mit Vorkaufrecht

Wie es in der Aussendung weiter heißt, steht die Transaktion "unter bestimmten aufschiebenden Bedingungen, einschließlich behördlicher Genehmigungen und geltender Rechte anderer Casag-Aktionäre". Bei den Casinos haben die übrigen Aktionäre ein Vorkaufsrecht. Das heißt, sie dürfen im Verhältnis ihrer Beteiligung zum gleichen Preis Aktien aufgreifen. Sie haben dafür ein Monat Zeit.

Mit dem Vorkaufsrecht könnten die ÖBAG und die anderen, kleineren Aktionäre ihre Anteile aufstocken und so die Sazka-Mehrheit auf ersten Blick verhindern. In Gefahr sieht Sazka ihre Mehrheit aber trotzdem nicht, weil es nebenbei noch einen zweiten Deal gibt. Es gibt, wie zu hören ist, eine entsprechende Vereinbarung zwischen Sazka und dem Bankhaus Schelhammer & Schattera. Die Tochterbank der Grazer Wechselseitigen (Grawe) hält noch 5,31 Prozent an den Casinos. Inklusive diesem Anteil dürfte die Mehrheit der Sazka-Gruppe gesichert sein.

Sazka strebte schon seit längerem die Mehrheit an den Casinos Austria an, ein Stimmrechtsvertrag mit Novomatic endete aber im Streit. Nun scheint der hinter Sazka stehende tschechische Milliardär Karl Komarek am Ziel zu sein. Er hält, wenn der Kauf über die Bühne ist, mehr als 50 Prozent und hat damit die alleinige Kontrolle. Somit kann Sazka die österreichischen Casinos auch in ihrer Konzernbilanz konsolidieren.

Die Republik Österreich, die über die Staatsholding ÖBAG einen Minderheitsanteil von 33 Prozent hält, kann mit ihrer Sperrminorität zwar wichtige Entscheidungen blockieren, ist in ihrem Einfluss gegenüber dem neuen Mehrheitseigentümer aber eingeschränkt. Sazka will die ÖBAG trotzdem weiterhin einbinden, wie sie in der Pressemitteilung erklärte. "Die Sazka Group sichert der ÖBAG öffentlich eine faire Vertretung in Aufsichtsrat und Vorstand für die Zukunft zu - unabhängig von der Höhe der Beteiligung der Sazka Group an der Casag."

Wertvolle Monopol-Stellung

Die ÖBAG kündigte an, die neue Situation zunächst einmal bewerten zu wollen. "Die ÖBAG wird die nächsten Wochen nutzen, um gemeinsam mit den anderen Aktionären eine nachhaltige und tragbare Lösung im Sinne der Casag zu finden", hieß es in einer Stellungnahme. Gleichzeitig freute sich die ÖBAG über den Anteilsverkauf ins Ausland: "Unser erstes Ziel der Streitbeilegung zwischen Novomatic AG und Sazka Group ist erreicht."

Ein Kaufpreis für den Novomatic-Anteil wurde weder von Sazka noch Novomatic genannt. Aufgrund der Marktstellung dürfte der Anteil aber viel wert sein. Der Casinos-Austria-Konzern hat seit jeher das Monopol für die 12 heimischen Spielbanken inne. Im Online-Glücksspiel hält die Tochter Win2Day das Monopol.

"Die bisherige Eigentümerstruktur hat zu keiner zufriedenstellenden Entwicklung der Casinos Austria geführt", begründete Novomatic-Chef Harald Neumann den Verkauf. Als kleinster Großaktionär habe man sich entschlossen, die Anteile zu verkaufen, um den Casinos Austria eine klare Eigentümerstruktur zu ermöglichen.

Sazka-Chef Robert Chvatal sagte: "Wir sind überzeugt, dass dies die beste Lösung für das Unternehmen ist. Wir wollen der Casag eine stabile positive Entwicklung in einer langfristigen Partnerschaft ihrer beiden größten Aktionäre sichern."

Ihren Anteil an der Österreichischen Lotterien GmbH wird die Novomatic behalten, wie es darüber hinaus hieß.