Halb Panzer, halb Tarnkappenbomber: Tesla-Chef Elon Musk hat einen elektrischen Pick-up präsentiert, den "Cybertruck". Das Auto "gleicht nichts sonst", sagte Musk bei der Bühnenshow im Tesla-Entwicklungszentrum im kalifornischen Hawthorne.

Die Präsentation der bruchsicheren Scheiben ging allerdings schief: Zwar hielten die Scheiben Schlägen mit einem Vorschlaghammer stand, der Wurf einer großen Stahlkugel ließ das Glas allerdings bersten.

Das polarisierende Design sorgte für viele Debatten und auch Häme im Netz - genauso wie die misslungene Demonstration der Festigkeit der Fensterscheiben. Das "Tesla-Panzerglas" zeigte Risse als Designchef Franz von Holzhausen eine Metallkugel dagegen warf. "Oh my f... god", entfuhr es Musk. "Das war vielleicht ein wenig zu stark." Bei einem zweiten, sichtbar vorsichtigeren Wurf passierte das Gleiche.

Immerhin sei das Fenster nicht durchschlagen worden, kommentierte Musk. In Tests habe man alles Mögliche auf das Glas geworfen, bis hin zu einer Küchenspüle, "seltsam, dass es jetzt gebrochen ist, ich weiß nicht, warum". Auch auf der Bühne hielt eine Glasscheibe zuvor stand, als die Kugel auf sie fallengelassen wurde. Musk musste die Präsentation mit einem beschädigten Wagen hinter sich fortsetzen.

Die Karosserie sei aus besonders hartem rostfreiem Stahl gefertigt, sagte Musk. Um zu zeigen, wie robust sie ist, schlug von Holzhausen mit einem Vorschlaghammer auf die Wagentür ein - ohne eine sichtbare Delle zu hinterlassen. Diese äußere Hülle solle die Insassen schützen, sagte Musk.

Andere Hersteller setzen beim Aufprallschutz eher auf die Festigkeit des Rahmens beim Fahrgestell, während die Karosserieteile häufig aus leichtem und weicherem Blech oder Kunststoff sind - um auch Fußgänger und Radfahrer bei Unfällen zu schützen. In der EU gibt es für diese äußere Knautschzone Vorschriften, um die Aufprallenergie schwächerer Verkehrsteilnehmer zu verringern.

Platz für sechs Personen

Der Tesla-Chef zeigte sich bei der Präsentation stolz über die harte Außenhülle des Gefährts. "Das ist eine ultra-widerstandsfähige Legierung, die wir entwickelt haben", sagte Musk. Sie soll auch bei Musks Space-X-Raketen zum Einsatz kommen. Im Pick-up sollen sechs Leute Platz haben, zudem soll das Auto mehr als 1,5 Tonnen Fracht transportieren und Gewichte von sieben Tonnen ziehen können.

Das Auto soll in drei Varianten mit verschiedenen Reichweiten auf den Markt kommen, das günstigste mit einer Reichweite von 400 Kilometern soll 39.900 Dollar (36.000 Euro) kosten. Wie alle Elektroautos hat auch der Pick-up eine enorme Beschleunigung von null auf hundert Kilometer pro Stunde in nur drei Sekunden. In einem Video demonstrierte Tesla, wie der Pick-up schneller beschleunigt als ein Porsche 911.

Musk hatte schon länger angekündigt, dass der elektrische Pick-up weniger als 50.000 Dollar kosten solle - den Durchschnittspreis für einen Pick-up in den USA - und dass er besser sein solle als der meistgekaufte Pick-up, der Ford F-150. In der Top-Ausführung mit drei Motoren und über 800 Kilometern Reichweite steigt der Preis aber schon auf knapp 70.000 Dollar. Die Standard-Version kommt aus dem Stand in 6,5 Sekunden auf 60 Meilen pro Stunde und hat eine Reichweite von gut 400 Kilometern mit einer Batterieladung.

Viereckiges Lenkrad

Im Cockpit hat der "Cybertruck"-Prototyp - ähnlich wie das aktuelle Model 3 - nur einen berührungsempfindlichen Bildschirm in der Mitte. Das Lenkrad ist viereckig statt rund. Der Wagen hat eine pneumatische Federung - und die Druckluft aus dem Kompressor kann man auch für entsprechendes Werkzeug verwenden.

Die schweren Wagen mit meist offener Ladefläche sind der zentrale Geldbringer für Ford, General Motors und Fiat Chrysler in den USA. Das sei der Markt, den man angehen müsse, wenn man in dem Land den Übergang zur Elektromobilität schaffen wolle, betonte Musk bei der Präsentation in der Nacht zum Freitag in Los Angeles.

Das Design, hatte Musk angekündigt, sei inspiriert vom Film "Blade Runner" von Ridley Scott von 1982, der im November 2019 spielt. Auf Twitter verglich Musk das neue Auto auch mit dem berühmten Amphibienfahrzeug von James Bond, dem Lotus Esprit, aus dem Film "Der Spion, der mich liebte".

Tesla nannte kein Datum für den Verkaufsstart des Cybertruck.Experten rechnen nicht mit einem Datum vor Ende 2021. Zugleich wird es noch Jahre dauern, bis der Tesla-Pick-up auf die Straße kommt. Die Produktion des Top-Modells soll Ende 2022 beginnen, hieß es.

150.000 Bestellungen laut Musk

Der Autobauer Tesla hat nach Aussage seines Chefs Elon Musk bisher knapp 150.000 Bestellungen für seinen neuen Elektro-Pick-Up-Truck erhalten. Die Bestellungen seien eingegangen, ohne dass der Konzern Werbung geschaltet habe, twitterte Musk.

Tesla verkauft zum Start üblicherweise erst die teureren Versionen eines Fahrzeugs, um schneller die Anlaufkosten wieder reinzuholen. Tesla nimmt bereits Reservierungen für den Pick-up entgegen, diesmal müssen dabei nur 100 Euro statt der zuvor üblichen 1000 Euro hinterlegt werden. Aktuell bereitet die Firma die Markteinführung des SUV Model Y und eines Elektro-Sattelschleppers vor.

Im Netz sorgt das polarisierende Design auch für sehr viel Debatten und  Häme.

Elektro-Pick-up auch von der Konkurrenz

Tesla ist nicht der einzige Hersteller, der ein Auge auf das lukrative Marktsegment geworfen hat. So will die Firma Rivian im kommenden Jahr mit einem konventionell aussehenden Elektro-Pick-up in die Produktion gehen - und auch Ford und General Motors wollen ihre Marktposition mit elektrifizierten Versionen ihrer Modelle verteidigen.