Der Verwaltungsrat des französischem Opel-Mutterkonzerns PSA hat grünes Licht gegeben für die beabsichtigte Fusion mit dem italienisch-amerikanischen Hersteller Fiat Chrysler (FCA). Kreise bestätigten der Deutschen Presse-Agentur in Paris am Mittwochabend einen entsprechenden Bericht des "Wall Street Journal". Eine Entscheidung von FCA über den Zusammenschluss steht hingegen noch aus.

Beide Unternehmen hatten zuvor offiziell bestätigt, über die Bildung eines globalen Autogiganten zu verhandeln. Falls eine Abmachung gelinge, würde der weltweit viertgrößte Hersteller entstehen, hieß es aus dem französischen Wirtschafts- und Finanzministerium.

Schon länger auf Partnersuche

Der Plan zum Zusammenschluss mit einem Börsenwert von insgesamt etwa 50 Mrd. Dollar (45 Mrd. Euro) könnte womöglich schon am Donnerstag bekanntgegeben werden, erklärte ein Insider.

FCA ist schon länger auf Partnersuche, war in der Vergangenheit aber bei General Motors abgeblitzt und musste im Sommer einen Fusionsplan mit Renault aufgeben, weil der von einem Betrugsskandal geschüttelte französische Marktführer und sein japanischer Partner Nissan uneinig waren. Auch mit Peugeot war Fiat im Frühjahr bereits im Gespräch.

Mit FCA/PSA entstünde ein Schwergewicht mit zuletzt 190 Mrd. Euro Umsatz pro Jahr, 8,7 Millionen verkauften Fahrzeugen und 410.000 Beschäftigten. Gemessen am Absatz wäre es der viertgrößte Autokonzern nach Volkswagen, Toyota und Renault-Nissan, nach Umsatz die Nummer Drei nach VW und Toyota.

Ein Zusammenschluss der beiden Volumenhersteller müsste aber auch politische Akzeptanz finden: Großaktionäre von PSA sind mit jeweils gut zwölf Prozent die Familie Peugeot sowie der chinesische und der französische Staat. Bei Fiat - beherrscht von der Agnelli-Familie - dürfte auch die amerikanische Regierung ein Auge darauf haben, wer über den US-Hersteller Chrysler zu bestimmen hat - insbesondere, wenn China als Anteilseigner im Spiel ist. Die Volksrepublik ist an PSA über den Fahrzeugbauer Dongfeng beteiligt. Dieser könnte die Chance zum Ausstieg nutzen, sagten zwei Personen mit Kenntnis der Überlegungen. Dongfeng wollte sich nicht äußern.

Tavares wohl in der Favoritenrolle

Frankreich werde die Fusionsgespräche genau beobachten, mit einem besonderen Blick auf die Beteiligungsverhältnisse, sagte ein Insider aus dem Finanzministerium, der namentlich nicht genannt werden wollte. Ein fusionierter Konzern müsse an dem von PSA vereinbarten Konsortium für eine europäische Batteriezellenproduktion festhalten.

Nach Zeitungsberichten könnte PSA-Chef Carlos Tavares Chef des neuen Konzerns werden. Er hatte noch Anfang September auf der Automesse IAA die Idee eines Zusammengehens mit FCA für nicht notwendig erklärt. Die zwei Konzerne sind schon Partner im Nutzfahrzeug-Geschäft. Tavares verfolgt eine aggressive Wachstumsstrategie. Vor zwei Jahren erst hatten die Franzosen den Rüsselsheimer Autobauer Opel für 2,6 Mrd. Dollar (2,34 Mrd. Euro) von General Motors übernommen und seither die Produktion zu niedrigeren Kosten getrimmt.

Zur Kooperation gezwungen

Die beiden Autobauer hinkten der Konkurrenz bei Elektromobilität und autonomem Fahren hinterher, erklärte Frank Schwope, Analyst von der Norddeutschen Landesbank. Sie seien zur Kooperation gezwungen, um die Kosten zu senken. PSA passe besser zu Fiat Chrysler als Renault, erklärte wie Schwope auch Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI.

PSA und FCA könnten sich Motoren und Fahrzeugarchitekturen teilen, um den Investitionsbedarf zu senken und mehr Geld in klimafreundliche Elektrofahrzeuge zu stecken. Fiat hat hier noch größeren Handlungsdruck als PSA. Von den Franzosen konnte Opel zum Beispiel beim elektrischen Corsa profitieren, der sich viel Technik mit dem E-Peugeot 208 teilt.

Der Marke Fiat geht es schon seit Jahren schlecht. Das Hauptwerk Mirafiori in Turin musste bereits Tausende Beschäftigte entlassen. Die italienische Metallgewerkschaft UILM forderte, es dürften keine Stellen gestrichen werden. Die britische Gewerkschaft Unite forderte ein Treffen mit dem PSA-Management. Die Beschäftigten bei der Opel-Schwester Vauxhall in Großbritannien seien zutiefst verunsichert, erst wegen des Brexit und jetzt noch wegen der Fusionspläne. Die IG Metall wollte sich zu den Interessen der deutschen PSA-Tochter Opel vorerst nicht äußern.

Die Fusion könnte auch Auswirkungen in Österreich haben. Opel betreibt in Wien-Aspern eine Getriebe- und Motoren-Fabrik. Im Frühjahr wurde dort bereits ein Jobabbau angekündigt: Rund 400 der insgesamt knapp 1.200 Stellen wurden gestrichen.