Thomas Cook, der zweitgrößte und mit 178 Jahren auch älteste Reisekonzern der Welt will am Montag seinen Betrieb einstellen. Dem Nachrichtensender ITV News bestätigten Konzernquellen kurz vor Mitternacht mitteleuropäischer Zeit, dass Thomas Cook am Montagmorgen Insolvenz anmelden werde. Auch die britische Zeitung "Guardian" sowie der Nachrichtensender Sky News berichtet von den gescheiterten Rettungsversuchen und einem Insolvenzantrag am Montagmorgen.

Dass der Rettungsversuch gescheitert ist und der Konzern den Betrieb einstellen werde, meldete der Flugbranchenanalyst Alex Macheras am Abend als Erster via Twitter. Er ist der Experte für die Luftverkehrsbranche beim britischen Sender BBC. Demnach wurden Vertragspartner gegen 21 Uhr mitteleuropäischer Zeit per Mail über die Betriebseinstellung informiert.

Eine offizielle Ankündigung zur Betriebseinstellung sollte es demnach aber erst geben, wenn die meisten der 94 Flugzeuge von Thomas Cook am Boden sind. Andere britische Flugverkehrsexperten sowie der "Guardian" erfuhren aus Konzernkreisen, dass dies am frühen Montagmorgen gegen vier Uhr mitteleuropäischer Zeit vor der Öffnung der Börse in London geschehen solle.

Am Abend kursierten bei britischen Medien wie dem "Daily Mirror" bereits Videos, wie der Schweizer Firmenchef Peter Fankhauser in London mit ernstem Blick eine Rechtsanwaltskanzlei verlässt. Die Journalisten ließ er kommentarlos stehen.

Größte Rückholaktion der Geschichte

Laut BBC und "The Telegraph" wurden bereits unzählige leere Flugzeuge bereitgestellt und an verschiedene Orte geflogen, um eine Rückführung für Passagiere vorzubereiten. Die Aktion der britischen Zivilluftfahrtbehörde CAA (Civil Aviation Authority), die unter dem Titel "Operation Matterhorn" laufen soll, ist laut "Guardian" die größte jemals in Friedenszeiten durchgeführte Rückholaktion Großbritanniens. Auch Britisch Airways und Easyjet sollen daran beteiligt sein. 

Ab 23 Uhr mitteleuropäischer Zeit konnten bereits keine Flüge mehr über die Webseite von Thomas Cook gebucht werden.

Der Verwaltungsrat von Thomas Cook hatte sich am Sonntag mit dem drohenden Bankrott des weltweit zweitgrößten Reisekonzerns beschäftigt. Es konnte keine Einigung mit Banken, Gläubigern und der Regierung in London erzielt werden.

Etwa 600.000 Touristen sind von der Pleite betroffen, zudem 22.000 Mitarbeiter weltweit, davon allein 9000 in Großbritannien. Britische Medien sprechen von mehr als 150.000 Briten, die nun gestrandet seien.

Reisebüroverordnung schützt Verbraucher

In Österreich hat das Unternehmen eine Zweigniederlassung, die laut der Reisebürosicherungsverordnung gegen Insolvenz abgesichert ist. Sollte es zu Problemen kommen, kann man sich an den Abwickler AWP P&C S.A. in Wien wenden - darauf weist der Verbraucherschutzverein (VSV) von Peter Kolba hin.