Gerade haben Sie Bürokratieabbau beim Land angesagt, nun planen Sie neben dem  KWF eine eigene Tourismusförderung für Leuchtturmprojekte in der Landesregierung. Sie widersprechen sich selbst?

SEBASTIAN SCHUSCHNIG: Nein. Wir richten keine Förderstelle ein, sondern eine Expertenjury, die Sinn ergibt, weil wir die besten Projekte haben wollen. Es sollen nicht hundert Projekte gefördert werden, sondern ein Projekt bis maximal vier Projekte. Es ist keine klassische Flächenförderung, sondern Anstoß für neue Projekte. Mit dem KWF wird ohnehin eine Abstimmung stattfinden, weil er in der Jury vertreten sein wird.

Solche Anträge für Tourismusprojekte konnte schon bisher jeder beim KWF stellen.

Jeder nicht. Unsere Förderung können auch Gemeinden, Regionen und Tourismusverbände in Anspruch nehmen. Daher ist auch der Austausch mit der Gemeindeabteilung ebenso wichtig wie mit dem KWF.

SPÖ-Gemeindereferent Daniel Fellner stellt ebenso ein eigenes Budget für Leutturmprojekte auf?

Das kommt darauf an, wie viele Projekte es geben wird und welche Gemeinden beteiligt sind.

Mit Ihrer Förderaktion soll touristische Basisinfrastruktur nicht gefördert werden, also kommen Radwege, Wanderwege oder Badehäuser kaum infrage.

Wir reden nicht von Basisinfrastruktur, das heißt aber nicht, dass sich mehrere Gemeinden zusammentun und sagen, wir haben ein großes Projekt und uns bisher mangels Förderung nicht drübergetraut. Da wird es natürlich engste Abstimmung mit dem Gemeindereferenten geben. Es kann auch ein Radweg sein. Nehmen Sie als Beispiel den "Garda by Bike"-Radweg am Gardasee in Italien.

Den man zum Beispiel in die Lieserschlucht bauen könnte, um Drauradweg und Millstätter See spektakulär zu verbinden.

Ob in der Lieserschlucht oder als Radbrücke über einen See: Es ist nicht meine Aufgabe als Tourismusreferent, die Projekte vorzugeben, sondern wir wollen mit dem Fördercall Innovation abholen. Aber wenn das etwas Spektakuläres sein soll und internationale Strahlkraft haben soll, dann muss man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen. Ein einfacher Radweg wird Kärnten von anderen Regionen nicht abheben.

In vielen Regionen entstehen Landmarks wie unser Pyramidenkogel, Hängebrücken oder Aussichtsplattformen im Gebirge. Was aber wäre eine Innovation?

Entscheidend ist, dass ein Projekt überregionale Beachtung findet, nebensaisontauglich ist und nachhaltig sowie vor allem auch umsetzungsreif. Wir wollen keine Visionen fördern, wo einer nur mit Powerpointfolien für eine Idee kommt. Eingereicht werden kann nur ein bis zur Umsetzungsreife entwickeltes Projekt. Sonst verschwenden wir Steuergeld, wenn hinterher eine Machbarkeitsstudie zeigt, dass ein Projekt gar nicht funktioniert.

Als statt des KWF einst noch Landespolitiker die Förderungen vergaben, ging das in Kärnten ins Auge, bis zum Megadebakel beim Zellstoffwerk Magdalen.

Zum Unterschied entscheidet bei uns nicht ein Politiker am Ende, sondern die Expertenjury. Ich habe als Landesrat mit 32 Jahren nicht den Anspruch, die Weisheit gepachtet zu haben.

Da Tourismusregionen auch Anträge stellen können: Wie weit ist die lange versprochene Halbierung der Anzahl der Regionen?

Wir bekamen diese Woche bei der Regionskonferenz die Ergebnisse der Agentur Conos über die Umfrage unter allen Regionen präsentiert. Wir wollen nicht nur die Landkarte neu zeichnen, sondern gemeinsam das neue Tourismusgesetz erarbeiten, voraussichtlich bis 2020. Es gibt keine Deadline, die beste Lösung zählt.