Nach dem Gewinneinbruch 2018/19 wird der Stahlkonzern voestalpine auch heuer kräftigen Gegenwind verspüren. Angesichts einer Reihe von Unwägbarkeiten - Stichwort schwächere Konjunktur, internationaler Handelsstreit, Brexit und gebremste Autoindustrie - wird nun vorsichtiger investiert. "Wir werden natürlich darauf reagieren", sagte der designierte voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner am Mittwoch.

Moderat investieren

"Wir werden natürlich auch in unseren Investitionsprogrammen Rücksicht darauf nehmen und in Zukunft in die stärker wachsenden Bereiche investieren, ansonsten eher moderat, um in der Zukunft wieder Spielraum zu haben für Akquisitionen", erklärte der derzeitige Chef der Steel Division. Die voestalpine beobachte natürlich den Markt, ob sich solche Möglichkeiten ergäben. "Aber im Moment sind keine größeren Akquisitionen geplant."

Hohe Summe für Kapfenberg

Hohe Summe fließen derzeit etwa noch in den steirischen Standort Kapfenberg, wo die Voest ein neues Edelstahlwerk baut. In Summe sind an dem Standort im Mürztal rund 500 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren veranschlagt - rund 350 Millionen Euro davon sind für die neue Fabrik vorgesehen, die bis 2021 mit einer Kapazität von 205.000 Tonnen Spezialstahl pro Jahr in Betrieb gehen soll. Bereits in der Hochlaufphase befindet sich dort eine neue Hightech-Schmiede für Aerospace-Werkstoffe.

100 Millionen Euro weniger

"Im vergangenen Jahr haben wir rund 230 Millionen Euro über Abschreibung investiert, heuer werden es etwa 100 Millionen Euro weniger sein", erklärte Finanzvorstand Robert Ottel in der Bilanzpressekonferenz. In absoluten Zahlen fließt eine Jahressumme in Höhe von etwa 1 Milliarde Euro.

Zur den Zahlen

Bei der voestalpine hat sich der Gewinn im Geschäftsjahr 2018/19 gegenüber dem Jahr davor fast halbiert. Das Ergebnis nach Steuern schmolz um 44 Prozent auf 458,6 Millionen Euro - bei einem Rekordumsatz von 13,6 Milliarden Euro (plus 5 Prozent), wie der Stahlkonzern am Mittwoch bekanntgab. Grund dafür sind Sondereffekte innerhalb des Konzerns, neue Abgasnormen in der Automobilindustrie und der Handelsstreit.

Weniger Dividende

Die Dividende wird daher gekappt: Es soll eine Ausschüttung in Höhe von 1,10 Euro je Aktie geben, nach 1,40 Euro im Jahr davor. So lautet der Vorschlag an die Hauptversammlung, die am 3. Juli abgehalten wird. Zwar würde die Dividende damit um gut ein Fünftel (über 21 Prozent) gestutzt, fällt aber immer noch recht großzügig aus.

Belastende Faktoren

Zu den belastenden Faktoren gehörten die in größeren Abständen notwendige Erneuerung eines Großhochofens in Linz, die über den Sommer hinweg stattfand, Betriebsstillstände in Texas im Herbst, finanzielle Rückstellungen im Zusammenhang mit einem laufenden Kartellverfahren im Bereich Grobblech in Deutschland sowie stark erhöhten Anlaufkosten beim größten konzerneigenen US-Automobilkomponenten-Werk am US-Standort Cartersville (Georgia).

Eintrübung der Konjunktur

Erschwerend hinzu kam "eine zunehmende Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung". Auch der eskalierendeZollstreit zwischen den USA und China drücke auf die Stimmung in der Wirtschaft; die "endlosen 'Brexit'-Verhandlungen" führten zu wirtschaftlicher Verunsicherung. Spätestens seit dem letzten Kalenderquartal 2018 sei absehbar, dass der ökonomische Aufwärtstrend der vergangenen drei Jahre auf ein Ende zusteuere.

Größte Herausforderung

Für das Anfang April angelaufene neue Fiskaljahr 2019/20 gab das Management eine verhaltene erste Linie vor: Der Vorstand arbeite intensiv daran, trotz weiter wachsender wirtschaftlicher Unwägbarkeiten eine - gemessen an 2018/19 - stabile Entwicklung des operativen Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zu erreichen. Größte interne Herausforderung sei dabei die "weitere Abarbeitung der operativen Themen" in den US-Werken.

Weniger EBITDA

Im vergangenen Geschäftsjahr verringerte sich das EBITDA gegenüber 2017/18 um knapp 20 Prozent auf 1,565 Mrd. Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) ging von 1,18 Mrd. auf 779,4 Mio. Euro um 34 Prozent zurück. Die EBIT-Marge verschlechterte sich von 9,1 auf 5,7 Prozent. Der Gewinn je Aktie (EPS) sank von 4,40 auf 2,31 Euro.