Machen Sie sich Sorgen, dass vor dem Hintergrund der Entwicklungen der letzten Tage auch der Ruf des Wirtschaftsstandorts Österreich aufgrund der vielen negativen Schlagzeilen rund um die Welt Schaden nehmen könnte?
BETTINA GLATZ-KREMSNER: Politische Unsicherheit ist natürlich nie hilfreich. Man sollte aber auch nicht in Panik verfallen. Ich gehe davon aus, dass die politischen Entscheidungsträger so verantwortungsbewusst sind, diese aktuell sicher sehr schwierige Zeit professionell zu managen. Und dann werden sich auch die internationalen Berichte wieder normalisieren.

War es für Sie immer klar, dass Sie den ÖVP-Vizeparteivorsitz zurücklegen, wenn Sie Generaldirektorin der Casinos werden?
Es war immer klar, da ich, wenn ich die Gesamtverantwortung übernehme, den vollen Fokus auf die Gruppe lege. Ich habe nicht nur die Parteifunktion, sondern auch andere Aufsichtsratsfunktionen zurückgelegt.

Es gibt also keine atmosphärischen Nachwehen?
Nein, es ist ruhig und das erwartet auch der Aufsichtsrat vom neuen Vorstand und ich mir von den Mitarbeitern. Ein wesentlicher Punkt ist, dass der Kunde, der Gast im Mittelpunkt unseres Handels zu stehen hat.

Sind Sie als Moderatorin zwischen den Eigentümern gefragt?
Wir haben eine stabile Struktur und große, selbstbewusste Eigentümer. Die haben ein gemeinsames Interesse, nämlich die Unternehmensgruppe weiterzuentwickeln. Es ist mir wichtig, von allen drei Eigentümern die Rückendeckung zu haben, nicht nur von der Öbag. Das war für mich eine Grundvoraussetzung, dass ich den Job annehme.

Ist die Konstruktion mit der Öbag so, dass Sie damit gut arbeiten können?
Alles, was ich höre, dass zum Beispiel der Eigentümer das Beteiligungsmanagement stärker in die Hand nehmen will, finde ich richtig, und ich gehe davon aus, dass wir eine gute Kooperation haben werden.

Welche Stimmung erleben Sie in den Betrieben?
Ich empfinde sie sehr positiv und spüre einen starken Rückenwind. Das ist wichtig, denn ein Vorstand allein wird wenig bewegen können.

2018 war für die zwölf Casinos in Österreich ein durchwachsenes Jahr. Wie steht es um den Casino-Standort Österreich?
Wir haben letztes Jahr den dritthöchsten Umsatz aller Zeiten erzielt, aber ja, es gibt Optimierungspotenzial. Mit der Belegschaftsvertretung haben wir ein Paket geschnürt, um die Personalkosten zu senken. Das ist ein wichtiger Faktor in den Casinos, da sie im Konzern die personalintensivste Einheit sind.

Geht mit diesem Sparpaket ein Stellenabbau einher?
Nein, es geht nicht um Abbau, sondern um Dienstbereitschaftsmodelle. Das ist bei uns wichtig, da Casinos sehr unterschiedliche Auslastungen haben. Da sind Dienstbereitschaftsmodelle und Altersteilzeitmodelle optimal, da die Anzahl der Mitarbeiter nicht sinkt, aber die Mitarbeiter weniger arbeiten und weniger kosten und dennoch die Spitzen gut abgedeckt werden können.

Die Zahl der Mitarbeiter bleibt konstant?
Durch diese Pakete bleibt sie konstant. Am Ende des Tages wird es schon eine Reduktion geben, vor allem, weil wir natürliche Abgänge nicht nachbesetzen werden bzw. nur dort, wo es anders absolut nicht geht. Es gibt keine Kündigungen.

Die Standorte der Casinos in Graz und Velden sind abgesichert?
Ja. Wir haben einen zweistelligen Millionenbetrag für Investitionen in unsere zwölf Casinos vorgesehen, ein klares Bekenntnis unserer Eigentümer.

Die Gefahr, dass durch die Digitalisierung alles ins Internet abwandert, sehen Sie nicht?
Wir merken bei unseren Gästen, wie wichtig der persönliche Kontakt und das Erlebnis sind, dass ich glaube, dass die Nachfrage danach mehr wird und nicht weniger.

2018 gab es bei Lotto einen Rekordumsatz. Wie viele Tipps kommen über win2day?
Weniger als 10 Prozent. Wir sind ein sehr wichtiger Partner für die Trafikanten. Weltweit waren wir aber unter den Ersten, die ins Internet gegangen sind.

Und zwar vor 20 Jahren. Eine Entscheidung mit Weitblick?
Dass es so erfolgreich wird, war nicht abzusehen. Damals dachten wir, das wird nie ein Geschäft werden, aber wir sagten uns, besetzen wir den Markt, bevor es ein anderer tut.

Ist bei „6 aus 45“ noch eine Steigerung drinnen?
Da wir den Markt gut abdecken, ist eine Steigerung nicht so leicht. Den Umsatzrekord führen wir vor allem auf die Einführung von „LottoPlus“ und natürlich auch auf den ersten 7-fach-Jackpot in der Geschichte der Lotterien zurück.

Welche Ziele werden bei der Umsatzentwicklung verfolgt?
Wachstumsziele. Unser großes Glück ist, dass die Gruppe so divers aufgestellt ist. Es gibt wenige Glücksspielunternehmen auf der Welt, die alles aus einer Hand anbieten. Im Internet werden wir aber sicher am stärksten wachsen.

Sagen Sie, wie viel der Konzern insgesamt investiert?
Das kommunizieren wir nicht. Wir haben aber beispielsweise vor Kurzem zehn Millionen Euro in 3000 neue Terminals für die Österreichischen Lotterien investiert. Das ist die neueste Generation und für die Trafikanten ein Zeichen, dass wir ins Terrestrische investieren. Im Herbst wird das ausgerollt.

Was sind Ihre Pläne im Auslandsgeschäft?
Ich bin froh, dass wir die Casinos Austria International nicht verkauft haben, als das zur Diskussion gestanden ist. Zwischen 2010 und 2013 hatten wir schwierige Jahre im Ausland, wir sind ein sehr striktes Kostenprogramm gefahren und haben eine Restrukturierung eingeleitet. 2018 haben die Casinos Austria International ein erfolgreiches Jahr gehabt und 18 Millionen zum Konzernergebnis beigetragen. Wir haben die Lektionen gelernt, und ich gehe auch da von einem Wachstum aus.

Ist es für Sie eine Freude zu beobachten, wie restriktiv gegen das „kleine Glücksspiel“ in Hinterzimmern vorgegangen wird, oder denken Sie sich manchmal, dass derlei Schlagzeilen immer auch für die Gesamtbranche einen Imageschaden bedeuten?
Der Kampf gegen die Illegalität ist wichtig und ich bin froh, dass die Bundesregierung und das Finanzministerium hier einen Fokus setzen. Da geht es nicht nur um die Casinos Austria, es ist auch ein gesellschaftspolitisches Thema. Illegale Automaten in Hinterzimmern können in niemandes Interesse sein.

Ist Österreich in Sachen Spielsucht gesetzlich ausreichend gut aufgestellt oder sehen Sie Bedarf zu einer Nachschärfung?
Es ist eine Glücksspielnovelle angedacht, die den Kampf gegen die Illegalität noch stärker aufnehmen soll, vor allem, was Automaten betrifft. Ansonsten haben wir eines der strengsten Glücksspielgesetze europaweit, speziell im Hinblick auf den Spielerschutz.

Sie sind seit fast 30 Jahren im Unternehmen. Gibt’s eine Entwicklung in der Glücksspielbranche, die Sie in dieser Zeit besonders überrascht hat?
In Österreich sicher die Illegalität, die stark zugenommen hat. Aber ich hoffe, dass man das rasch in den Griff bekommt, eine Gesetzesnovelle ist angedacht. Es war auch nicht vorauszusehen, dass sich der Konzern so gut entwickelt. Als ich in den 1990er-Jahren angefangen habe, hatten wir ganz andere Kennzahlen. Nun macht der Konzern mit 4200 Mitarbeitern 4,5 Milliarden Euro Umsatz.