Österreich hat sich heute neuerlich billiger verschuldet als je zuvor. Die Emissionsrendite für die Aufstockung einer Anleihe mit ursprünglich 7-jähriger Laufzeit und nunmehriger 4-jähriger Restlaufzeit ist auf das Rekordtief von minus 0,428 Prozent gesunken. Zuletzt - Anfang April - lag der bisherige Tiefststand bei minus 0,39 Prozent. Wien nähert sich damit Berlin beim Anleihezinsniveau an.

"Die minus 0,428 Prozent entsprechen der tiefsten Begebungsrendite der Geschichte der Republik Österreich. Die Nachfrage war herausragend, es gab eine 2,9-fache Überzeichnung", sagte der Chef der Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), Markus Stix, am Dienstag. Konkret wurde die Anleihe um 575 Millionen Euro auf 8,563.750 Milliarden Euro aufgestockt.

Um 805 Millionen Euro (auf 7,236.577 Mrd. Euro) aufgestockt wurde heute auch die erst im Jänner neu emittierte 10-jährige Anleihe, die bis Februar 2029 läuft. Hier sank der Zinssatz von zuletzt 0,275 Prozent Anfang April auf aktuell 0,237 Prozent. Hier gab es eine 2,2-fache Überzeichnung, laut Stix "ein guter Durchschnittswert".

Wieso sinken die Zinsen, die Österreich für seine Begebungen zahlen muss? "Wegen geopolitischer Unsicherheiten, etwa im Handelsstreit zwischen den USA und China und einhergehender möglicher Zölle", erläuterte Stix, der auch auf die Türkei, die dortige Währung und deren Kurs verwies. "Die Nachfrage nach sicheren Veranlagungen ist stärker vorhanden." Davon profitiere Österreich "als einer der sichersten Häfen". Der OeBFA-Chef sprach auch den seitens der Bundesregierung nach Brüssel gemeldeten Budgetplan an, den die Investoren mit seinem erwarteten kleinen Budgetüberschuss und dem Absenken der Schuldenquote auf unter 60 Prozent bis 2023 wahrnehmen würden.

Gemeinhin als sicherer Finanzhafen gilt vor allem auch Deutschland. Laut Stix nähert sich Österreich bei seinen Anleihenzinsen dem großen Nachbarn an. Bei der noch 4-jährigen Anleihe gebe es jetzt nur mehr einen Aufschlag von 8 Basispunkten: "Das hatten wir noch nie bei dieser Anleihe." 25 Basispunkte sind es bei der 10-jährigen Anleihe: "Vor einem Monat waren es noch 27 und im Jänner 34 Basispunkte", so Stix.

In Summe hat die OeBFA mit dem heutigen Tag 45 Prozent des Finanzierungsvolumens des laufenden Jahres abgedeckt, sagte Stix. Neue Begebungen sind für Anfang Juni geplant.