Für Lufthansa-Konzernboss Carsten Spohr sind Flugtickets um neun Euro und darunter schlicht ein „ökologischer und ökonomischer Wahnsinn“, wie er Mitte März im Rahmen der Bilanzpräsentation wissen ließ. Dass in den vergangenen Monaten – insbesondere in Europa – ein Preiskampf der Sonderklasse tobt, spiegelt sich aber auch in den Unternehmenszahlen von Europas größtem Luftfahrtkonzern wider. Denn der Trend ist klar: Die Treibstoffpreise steigen, die Ticketpreise sinken.

Das zeigte sich in dieser Woche auch in der Quartalsbilanz der Lufthansa-Tochter AUA. Neben dem Anziehen der Kerosin- und Wartungskosten sorgte insbesondere ein heftiger Preiskampf für die Bilanzverwerfungen und einen operativen Quartalsverlust von satten 99 Millionen Euro.

Ein Blick auf die jüngsten Inflationsdaten der Statistik Austria zeigt, dass Flugtickets allein im März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hierzulande um bemerkenswerte 21,1 Prozent günstiger geworden sind, im Februar lag das Minus bei 18,9 Prozent. Was die Zahlen der Statistik Austria ebenfalls zeigen: Die Preise für Städteflüge sind im Vorjahr im Vergleich zu 2017 um 24,2 Prozent gesunken.

"Wir halten dagegen"

Dabei verteilt sich diese Tarifschlacht keineswegs gleichmäßig über ganz Österreich. Denn wer seine Flugreise an einem der Bundesländerflughäfen antritt, kommt ob der teils gesalzenen Ticketpreise schwerlich auf den Gedanken, dass da ein Preiskampf toben könnte. Ganz anders die Situation in Wien. Dort haben sich nach der Pleite von Air Berlin samt Österreich-Tochter Niki eine ganze Reihe von Billigairlines niedergelassen und so das Tarifgefecht in Gang gesetzt.

Die Angriffe von Level, Easyjet, Wizz Air sowie der Lauda (seit Ende Jänner komplett im Eigentum der Ryanair und im März von Laudamotion auf Lauda „umgetauft“) versucht wiederum der „Platzhirsch“, die AUA, mit Kampfpreisen abzuwehren. Auch die Lufthansa-Billigtochter Eurowings mischt in Wien mit.Über den „gewaltigen Preiskampf“, wie ihn AUA-Finanzvorstand Wolfgang Jani nennt, können sich Passagiere freuen, für die Airlines ist er aber eine Riesenherausforderung. „Wir halten voll dagegen, bis es zu einer Marktbereinigung kommt“, betont Jani. Aktuell liegt der Marktanteil der AUA in Wien bei 50 Prozent, Jani kämpferisch: „Wir werden Wien mit Zähnen und Klauen verteidigen.“

Erste Anzeichen einer leichten Trendumkehr?

Doch das Preismatch schlägt sich bei der AUA in den ersten drei Monaten des Jahres in einem Umsatzrückgang von vier Prozent auf 382 Millionen Euro nieder. Dabei flog die Airline um 182.000 Passagiere mehr, ein Plus von sieben Prozent auf 2,7 Millionen. Daraus, dass man das Terrain in Wien auch mit Kampfpreisen verteidigen wolle, hat der Vorstand nie einen Hehl gemacht. Auch die Zahl der Flüge wird gerade kräftig aufgestockt. Jani: „Wir sehen schon erste diverse Rückzugsaktionen etwa bei Level oder Easyjet.“ Teilweise würden Flüge in andere europäische Städte verlagert oder die Zahl der Flugzeuge nicht so aufgestockt wie angekündigt.

Denn auf Dauer sei der Preiskampf nicht darstellbar, sagt Jani. Mehr als zwei oder drei Low-Cost-Konkurrenten an einem Standort wie Wien machen aus seiner Sicht keinen Sinn. Aktuell sind es fünf. „Die Preise gehen auch schon wieder nach oben“, ortet er eine erste Trendumkehr. „Fünf bis zehn Prozent Anstieg sehen wir schon.“

Konsolidierung erwartet

Zudem sind die Billigflieger ebenfalls mit Herausforderungen konfrontiert, wie sich u. a. in zähen Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft rund um die Kollektivverträge ablesen lässt. Auch die Suche nach Piloten gestaltet sich nicht nur für die etablierten Airlines schwierig. Gewisse Bereinigungen sind an einzelnen Strecken bereits zu beobachten.
Eine Konsolidierung erwartet auch Michael O’Leary, Boss der Lauda-Mutter Ryanair. Die irische Airline ist durch ihre grell-aggressive Preisdumping-Werbung seit vielen Jahren so etwas wie der Inbegriff des Billigfliegers. Wozu das führen kann, ließ sich Anfang Februar an den Quartalszahlen der Ryanair ablesen: Die Ticketpreise der Fluglinie fielen im letzten Quartal 2018 um sechs Prozent auf weniger als 30 Euro im Schnitt.