Villach, Graz und Linz erhielten 2017 von der Bundesregierung den Zuschlag, ein „Spitzenforschungszentrum für Mikroelektronik“ zu errichten. Das Besondere an den „Silicon Austria Labs“ (SAL): Sie sind das Ergebnis eines Pakts aus Bund, der 50,1 Prozent der Anteile hält, den Ländern Kärnten, Steiermark und Oberösterreich sowie der Elektronikindustrie. Nun nimmt das künftig drittgrößte Forschungszentrum Österreichs Fahrt auf: 280 Millionen Euro werden bis 2023 investiert, 140 Millionen davon trägt die öffentliche Hand, die zweite Hälfte die Industrie.

Über 30 Mitarbeiter schon an Bord

Über 30 SAL-Mitarbeiter sind mittlerweile an Bord. Kärnten ist mit Villach ein Dreh- und Angelpunkt – zwei der vier Forschungsbereiche sind hier angesiedelt: Sensor-Systeme sowie Leistungselektronik. Mit dem vor 20 Jahren gegründeten Carinthian Tech Research (CTR) brachte das Land einen Nukleus in das Forschungszentrum ein.

Die CTR ist seit Ende Februar im Alleineigentum der SAL, bis Juli soll sie rechtlich und organisatorisch mit der Muttergesellschaft verschmolzen werden. Ein geplanter Neubau am „High Tech Campus“ in Villach stützt die Expansionsstrategie: Von den 400 Forschern, die die SAL bis 2023 beschäftigen will, werden fast 160 in Villach arbeiten. Derzeit sind an der CTR 60 Mitarbeiter beschäftigt.

Den Transformationsprozess leitet der Kärntner Werner Luschnig, Gründungsgeschäftsführer der SAL, deren Zentrale in Graz ist. Der bisherige Chef der CTR, Werner Scherf, habe sich laut Luschnig nicht um eine Position in den SAL beworben. „Das neue Gesicht“ der künftigen SAL-Division Sensor-Systeme nach außen ist ab Juli Christina Hirschl. Die eloquente Physikerin, seit 2011 am CTR tätig, lebt in Bodensdorf. Für ihre Forschungseinrichtung sieht sie die „einmalige Chance, zu wachsen“. Womit die größte Herausforderung einhergeht: die Suche nach Personal. Auch weil Industrieriesen Ressourcen an sich zögen. Wobei SAL „einen eigenen Schlag Leute“ suche: „Wer forscht, begibt sich in eine ganz andere Welt.“

"Wie ein Start-up"

Zumindest „ein bisschen“ ähnle die Forschungseinrichtung einem Start-up, so Hirschl, bereichert durch das bestehende Ökosystem der CTR. Vor allem der Forschungsreinraum sei ein Pluspunkt. Ebenso, dass sich in St. Magdalen eines der wenigen Labore befinde, das Forschung in der Mikro- und Nanosensorik betreibe und internationales Ansehen genieße.
Hirschl studierte und arbeitete zuvor in Wien, wo sie sich mit Themen wie Raumfahrttechnik und experimenteller Physik beschäftigte. Mit dem von ihr geführten Bereich sollen „große und kleine Unternehmen, Industrie und Start-ups“ gefördert werden. „Der klare Auftrag liegt bei der heimischen Industrie, aber wir blicken auch über den Tellerrand hinaus.“

Anwendungen

Als Anwendungen nennen Hirschl und Luschnig tragbare Sensoren (Wearables), smarte, energiesparende Sensorik und Nahrungsmittel-Sensoren. Wie Ladegeräte von E-Autos künftig leistungsdichter, effizienter und günstiger werden können, sollen die Silicon Austria Labs ebenso erforschen, auch weil heimische Unternehmen die nötige Wertschöpfungskette abbildeten. Ein Forschungsgebiet Hirschls ist Quantensensorik – erst in bis zu zehn Jahren werde sich weisen, ob diese auch in konkrete Anwendungen verwendet werde.